Astrid Freyeisen

Shanghai und die Politik des Dritten Reiches

Erscheinungsdatum: 01.01.2000, 544 Seiten ISBN: 978-3-8260-1690-5
Fachgebiet:
Autor*innen:Astrid Freyeisen

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Beschreibung

Zu Shanghais berüchtigtem Ruf als Metropole des Lasters, des Geldes und des Abenteuers passen die kaum bekannten Shanghaier Nationalsozialisten in bizarrer Weise. 1932 gründeten kaufmännische Angestellte die Ortsgruppe der NSDAP gegen die Widerstände alteingesessener deutscher Firmenchefs, die nationalistisches Säbelrasseln im kosmopolitischen Shanghai nicht nur verspotteten, sondern als geschäftsschädigend ablehnten. NS-Gedankengut war durch Militärberater Chiang Kaisheks nach China gekommen – wahrscheinlich in Kooperation mit Himmler. Die Situation änderte sich jedoch in der Zeit des Dritten Reiches: Bald zählte die Partei 300 Mitglieder – bei einer Gesamtzahl von rund 2400 Deutschen. Der NSDAP gelang es Zug um Zug, die Organisationen der Deutschen gleichzuschalten. Aus den Pfadfindern wurde die Hitler-Jugend, aus der evangelischen Frauenhilfe die NS-Frauenschaft, und auch eine SA entstand. Allerdings waren einige dieser Verbände absonderliche Gebilde: So ließ die HJ sogenannte “nichtarische” Kinder – vor allem mit chinesischem Elternteil – mitmachen. Nur der evangelische Pastor wagte es, öffentlich abweichende Meinungen zu äußern. Mit Kriegsbeginn 1939 rückte Shanghai in die Position eines Spionage- und Propagandazentrums auf: Sowohl das Auswärtige Amt als auch das Propagandaministerium brachten Propaganda in Deutsch, Englisch, Chinesisch und Japanisch heraus und benutzten ihre Redaktionen zur Fabrikation falscher Nachrichten und zur Spionage. Der wohl prominenteste Propagandist war Dr. Klaus Mehnert, in den 60er und 70er Jahren Erfolgsautor mit Büchern über Asien. SS und Gestapo überwachten in Shanghai in Personalunion die politischen Ansichten der Deutschen und beschäftigten stadtbekannte Glücksritter und Verbrecher, um Informationen zu sammeln – was in den historischen Dokumenten steht, erinnert an Spionagefilme aus Hollywood. Unterdessen waren rund 1800 meist jüdische Flüchtlinge in Shanghai eingetroffen – dem einzigen Ort der Welt ohne Visumpflicht. Einige der größtenteils Mittellosen brachten es zu bescheidenem Wohlstand, der jedoch zerstört wurde, als die Japaner sie 1943 in ein Ghetto mit katastrophalen Zuständen einwiesen. Ob dafür Deutsche verantwortlich waren, wird in dem Buch genauso diskutiert wie die Gerüchte über ein geplantes Konzentrationslager in Shanghai. Die Autorin Astrid Freyeisen, Studium der Neuen Geschichte, bayerischen Landesgeschichte und Sinologie in Würzburg; 1992/93 Stipendium an der Universität Hangzhou / China; September 1992 Reise nach Shanghai; 1995/96 DAAD-Stipendium zur Archivarbeit in Shanghai, Peking, Washington und New York; 1998 Promotion über “Shanghai und die Politik des Dritten Reiches”; Journalistin seit 1987; seit 1997 im Hörfunkstudio Würzburg des Bayerischen Rundfunks; zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema u.a.: “Nazi-Organisationen in Shanghai”, in: Hajo Jahn (Hrsg.), Zwischen Theben und Shanghai, Chemnitz 1998; “Chinakunde oder Mittel zur Propaganda? Zur Funktion deutscher kulturpolitischer Institutionen in Shanghai während des Dritten Reiches”, in: Helmut/Martin/Christiane Hammer (Hrsg.), Chinawissenschaften, Hamburg 1999.

Zusätzliche Information

Gewicht0,872 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten544
Erscheinungsdatum01.01.2000
ISBN978-3-8260-1690-5   //   9783826016905
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Freyeisen, Astrid