Beschreibung
Die Studie zur Kafka-Rezeption in Frankreich hat vor allem drei Schwerpunkte. Zum einen leistet sie einen Überblick über den Paradigmenwechsel in der Übersetzungstheorie im 20. Jahrhundert. Zum anderen führt sie exemplarisch am Beispiel der französischen Übersetzungen der Romane Kafkas die Folgen dieses Paradigmenwechsels für die Übersetzungspraxis vor. Und schließlich interpretiert sie die diachronen Differenzen der Übersetzungen als Wandel der hermeneutischen Praxis. Die Studie zur Kafka-Rezeption in Frankreich zeichnet der These entsprechend, daß sich Übersetzungen analog zu kulturellen Prozessen und epistemologischen Kontexten verändern, diesen Wandel in der Übersetzungspraxis nach. Dabei wird gezeigt, daß Paradigmenwechsel in der Übersetzungstheorie einerseits sowie veränderte Interpretationsmethoden andererseits zu markanten Differenzen in der Übersetzungspraxis in den 20er, 50er und 80er Jahren geführt haben. Der Vergleich von Original und Übersetzungen läßt nicht nur die stilistischen Besonderheiten und Ambiguitäten der Texte Kafkas noch einmal besonders deutlich hervortreten, sondern ebenso die gewandelten Stilvorstellungen der Übersetzer Alexandre Vialatte, Claude David, Bernard Lortholary und Georges-Arthur Goldschmidt. Sowohl die jeweiligen Situierungen von Kafkas Werk innerhalb verschiedener literaturhistorischer Kontexte (Expressionismus, Surrealismus oder auch Existentialismus) in Deutschland und Frankreich als auch unterschiedliche hermeneutische Zugänge (von religiösen über semiotische bis zu sprachphilosophischen Lesarten) finden ihren Niederschlag in den semantischen, syntaktischen und stilistischen Entscheidungen der Übersetzer. Die Autorin 1983-1991 Studium der Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin. 1985-1986 Fremdsprachenassistentin in Paris. 1989-1990 Studienaufenthalt an der École Normale Supérieure in Paris. Seit April 1999 Postdoc im Graduiertenkolleg “Körper-Inszenierungen” an der FU Berlin.