Beschreibung
Zehn Jahre nach Thomas Bernhards Tod hat sich sein kanonischer Rang bekräftigt und die verstörende Wirkung des Werkes ist nicht entschärft worden. Nicht Konsensfähigkeit, sondern schroffe Miß-Verständigung war zeitlebens der Impetus seiner literarischen Strategien. Das kritische Potential und die analytische Treffsicherheit seiner Gesellschaftssatire wird von der Literaturwissenschaft erst allmählich in ganzer Bandbreite erschlossen. Oft sind es dabei Anregungen aus der Philosophie, der Anthropologie und den Kulturwissenschaften, die neue Aspekte dieser literarischen Gesellschaftskritik sichtbar machen. Bernhards Verflechtungen mit der europäischen Literatur, die Zeit-Spuren, Innen- und Außenansichten wie Ton-Spuren werden in Traditionen und Trabanten sichtbar. Bernhards Mechanismen zwanghafter Habitusformen und Disziplinierungen, die Markierungen, Haltungen, Sprachspiele, Zurichtungen und Rückwendungen werden in Die Zurichtung des Menschen deutlich. H. Höller: ›Ortschaft‹ bei Thomas Bernhard und Peter Weiss – S. Vogt: Trauer und Identität. Erinnerung bei Thomas Bernhard und Peter Weiss – G. Butzer: Literarisches Totengedenken. Erinnern und Vergessen bei Marcel Proust und Thomas Bernhard – H. Gamper: Ordnung, Gewohnheit, Anarchie. Thomas Bernhard und Paul Landsberg – A. Doppler: Thomas Bernhards Alte Meister: »Stifterexperiment« und »Stifterprobe« – K. Luehrs-Kaiser: Die Komik der Grausamkeit. Heimito von Doderer und Thomas Bernhard – J. Hoell: Utopographen. Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann – B. Bannasch: Der Akt des Sehens. Handkes Die Lehre der Sainte-Victoire und Bernhards Alte Meister – D. Paschiller: Plädoyer für eine düstere Weltsicht. Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek – U. Kinzel: Gestaltung des Zerfalls. Thomas Bernhard und die Erfahrung John Donnes – W. Wagner: Über das Glück, krank zu sein. Pascal und Bernhard, zwei routinierte Kranke – C. Ruthner: (Text-) Räume des Schreckens. Thomas Bernhard und Edgar Allan Poe – G. Hens: Ekdal oder Edgar? Holzfällen im Spannungsfeld zwischen Ibsen und Strindberg – P. Bozzi: »Das Wort des Todes«. Thomas Bernhard und Charles Péguy – M. Mittermayer: Von Montaigne zu Jean-Paul Sartre. Vermutungen zur Intertextualität in Bernhards Auslöschung – G. Kuhn: Figurenrede und Passacaglia. Thomas Bernhard als schreibender Hörer von Johannes Brahms – L. Voerknecht: Thomas Bernhard und die Musik: Der Untergeher – B. Doppler: Erregung gegenüber den fünfziger-Jahren. Holzfällen und der Tonhof – P. Janke: Thomas Bernhard als Librettist Die Herausgeber Literaturwissenschaftler in Berlin, Organisatoren der Thomas-Bernhard-Tage Berlin 1998