Beschreibung
Die französische Kultur hat Gottfried Benns Werk geprägt. Der Arzt und Dichter, der Sproß des deutschen Pfarrhauses und Sohn einer französischsprachigen Mutter, liebte dieses Land und hat die romanische der deutschen Kultur immer wieder als Spiegel und Korrektiv vorgehalten. Nicht nur ein “genealogisches” Selbstverständnis, auch verschiedene biographische Erlebnisse prägen Benns Frankreichbild. Dazu zählen die zwischen 1914 und 1917 in Brüssel verlebte Zeit des Ersten Weltkrieges, die Frankreichreisen der Zwanziger Jahre und die Mitarbeit an den in Paris erscheinenden internationalen Literatur-Zeitschriften bifur und transition; nur in der biographisch und geschichtlich unseligen Zeit der Parteinahme Benns für den Nationalsozialismus gibt es eine einmalige und drastische Abkehr vom französischen Ideal. Vor dem Hintergrund dieser Lebensstationen und den Begegnungen und Aktivitäten, Schriften und Lektüren, mit denen sie sich verschränken, stehen die Untersuchungen dieses Buches. Sie weisen Nietzsche und Heinrich Mann als deutsche Vermittler von Benns Frankreichbild aus (Nietzsche gibt den bekannten Gegensatz von Apoll und Dionysos vor: “die Lilien und den Wein”), sie behandeln Benns Auseinandersetzung mit zahlreichen Größen der französischen Literatur wie Pascal, Stendhal, Balzac, Flaubert, Hippolyte Taine oder André Gide und sie werfen ein neues Licht auf Benns Rezeption der französischen symbolistischen Lyrik. Der Autor Helmut Berthold, geb. 1955; Studium der Germanistik und Philosophie, Mitarbeiter der Lessing-Akademie in Wolfenbüttel.