Beschreibung
Die Arbeit befaßt sich mit dem deutschsprachigen Realismus der Gründerzeit, und zwar im Hinblick auf Übergänge zur modernen Literatur. Ihre Leitfrage und Verfahrensweise zielt darauf, anhand von Romantexten im Œuvre der drei bedeutenden realistischen Autoren in der späten Schaffensperiode – Raabes Stopfkuchen (1893), Fontanes Frau Jenny Treibel (1892) und Kellers Martin Salander (1886) – die Auflösung des realistischen Schreibens auf bestimmte geschichtlich-gesellschaftliche Erfahrung der Moderne zurückzuführen und dies mit dem Problem der Notwendigkeit und der Form des neuen modernen Erzählens zu verknüpfen. Die jeweils einem Roman gewidmeten Innenteile gliedern sich ihrerseits in zwei Schritte, in die sujetorientierte Interpretation und in die Frage nach der Romanform. Dabei wird das Sujet des Romans nicht als Einzelfaktisches, sondern in der Bedeutung von etwas Kategorischem wie Eigentum, Öffentlichkeit, Kleinfamilie usw. aufgefaßt, durch welches Sozialerfahrungen und die symbolische ästhetische Form vermittelbar werden. Die Analyse zeigt, wie in den Romanen die Welthaltigkeit der realistischen Literatur mit der ästhetischen Reflexion zusammengeht, und wie diese in ihrem parodistischen Bezug zum herrschenden Romanschreiben mit Problemen und Positionen der literarischen Moderne verschiedener Perspektive vergleichbar ist. Die Autorin Jeong-Hee Bae studierte Germanistik und Soziologie in Bochum und Göttingen. Seit 1996 ist sie Dozentin an der Yonsei in Seoul, Korea.