Beschreibung
Die drei zeitgenössischen Autoren nähern sich auf unterschiedliche Weise den Phänomenen Grenzüberschreitung und Fremdheit, allen gemeinsam aber ist die Wahl des Schauplatzes, der verklärten und verfemten Grenzregion zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und den Vereinigten Staaten von Mexiko. Im ersten Band der border-Trilogie des Angloamerikaners McCarthy, All the Pretty Horses (1992), wird Grenzüberschreitung zu einem Moment der Befreiung von sozialen und ökonomischen Zwängen. Der Neuschreibung eines “desillusionierten” Frontier-Mythos und dem Aufbrechen von eigenkulturellen Stereotypen stehen die Idealisierung der Landschaft Mexikos und die kognitive und normative Fremdheit des Anderen gegenüber. Der Chicanoautor Genaro González sucht in Rainbows End (1988) einen betonteren soziopolitischen Hintergrund. Nicht jugendliche Aufbruchs- und Abenteuerlust, sondern politische Verfolgung ist der Grund der ersten Überquerung des Rio Grande. Wie bei McCarthy stellt der Tod die äußerste Fremdheitserfahrung dar. Der wohl bekannteste mexikanische Romancier, Carlos Fuentes, erstellt in La frontera de cristal (1995) ein komplexes Gefüge von Charakteren dies- und jenseits der Grenze. Die unter NAFTA verstärkten ökonomischen Kontakte und Machenschaften sowie individuelle Prozesse vernetzen sich zu einem transnationalen Spannungsfeld von wirtschaftlichen und emotionalen Beziehungen. Der Autor Tomás Christ, geb. 1968 in Lima. Studium der Amerikanistik und Iberoromanistik in Valencia und Erlangen. Promoviert dort am Lehrstuhl für Amerikanistik über interkulturelle Beziehungen in Literatur, Film und Musik der Angloamerikaner, Chicanos und Indianer.