Beschreibung
Phantasien sind im Feld des Gesellschaftlichen nicht nur Randphänomene, sie sind weder edler Luxus, noch freies Spiel, sondern erfüllen konkrete soziale Funktionen, ja sie stellen eine zentrale Bedingung praktischer Intersubjektivität überhaupt dar. Ständig schreiben wir uns gegenseitig Gefühle, Intentionen und Erfahrungen zu, spekulieren über die Ängste, Wünsche und Eitelkeiten, die sich hinter den Inszenierungen anderer verbergen und gründen darauf unsere eigenen Handlungsentwürfe. Zu phantasieren ist also nicht dem Träumer, Künstler oder Genie vorbehalten, sondern wir alle phantasieren und handeln aufgrund unserer Phantasien – und Gesellschaft funktioniert nicht trotzdem, sondern gerade deswegen. Um die soziologische Relevanz der Phantasie in den Blick zu bringen, geht die Verfasserin in drei Schritten vor. Eine Rekonstruktion der Sozialtheorien von George Herbert Mead, Alfred Schütz und Emile Durkheim zeigt, welche Rolle implizite Annahmen über die Funktionsweise der menschlichen Einbildungskraft innerhalb der Logik dieser Theorien spielen. Darauf aufbauend entwickelt die Verfasserin ein eigenständiges soziologisches Konzept der Phantasie, dessen Kern eine Typologie von Phantasieformen und imaginären Operationsmodi bildet. Am Beispiel konkreter sozialer Beziehungen – Liebe, Gemeinschaft, Macht und Feindschaft – wird dann gezeigt, wie diese Phantasien die Entstehung und Entwicklung sozialer Beziehungen begleiten, prägen und in einigen Aspekten sogar erst ermöglichen. Die Autorin Inka Tappenbeck studierte Soziologie, Philosophie und Publizistik an der Universität Göttingen. Von 1993 bis 1998 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am soziologischen Seminar der Universität Göttingen beschäftigt, wo sie mit der vorliegenden Arbeit promovierte.