Beschreibung
Der hundertste Jahrestag der Veröffentlichung der (auf 1900 vordatierten) ‘Traumdeutung’ ist Anlaß für eine Rückschau auf die philosophische Rezeption Freuds in den Schriften von Max Scheler, Theodor W. Adorno und Odo Marquard. Diese Fallstudien schließen sich in zweierlei Hinsicht an Immanuel Kant an. Zum einen verweist dessen Diskussion von Traum und Wahn vor allem in den ‘Träumen eines Geistersehers’ und der ‘Anthropologie in pragmatischer Hinsicht’ auf die Möglichkeit nichtbewußter Anteile der Seele. Gleichzeitig können die ‘Träume’ als Vorläufer des gleichzeitig von empirischer Orientierung und intelligibler Verortung des Menschen geprägten kritischen Subjektentwurfs gelten. Wenn sich der Diskurs der ‘Träume’ durch empirische Hinweise mit dem Begriff des Unbewußten in Verbindung bringen läßt, dann stellt sich vor dem Hintergrund der Relevanz der ‘Träume’ für den Kritizismus die Frage nach der Möglichkeit der Einführung dieses Begriffs in die Transzendentalphilosophie. Zweitens ist Kants Subjektentwurf auf die in der intelligiblen Anschauung begründeten emanzipatorischen Ansprüche der Vernunft angewiesen. Diese metaphysische Begründung von Freiheit und Erkenntnis wird durch Freuds Begriff des Unbewußten unterlaufen. Der Autor Arne Jaitner studierte Philosophie, Psychologie, Politikwissenschaften und Soziologie an der Freien Universität Berlin, wo er 1988 mit der vorliegenden Studie promovierte.