Beschreibung
Wenn das 18. Jahrhundert Natur zur “anthropologischen Leitvorstellung” (Gerhard Kaiser) erhebt, so erreicht diese Entwicklung bei der Generation der Romantiker einen absoluten Höhepunkt: Natur ist Inbegriff des Begehrbaren, Ideal und Norm; als Mutter Natur ist sie Fluchtpunkt allen Strebens und Sehnens des im Angesicht ihrer erlebnishaft wieder zum Kleinkind schrumpfenden menschlichen Subjekts. Heinrich von Kleists dichterisches Werk zeigt sich mit dem Natur-Diskurs seiner Zeit vernetzt schon darin, daß ihm ein ideales Bild menschlicher Natur zugrundeliegt, die zu äußerer Natur in innige Beziehung gesetzt wird. Das Naturthema, das Kleists Werk von Anbeginn durchzieht, verzweigt sich in ein dichtes motivisches Geflecht; ihm spürt das Buch in subtilen Interpretationen nach. Am Leitfaden des Naturthemas versucht es eine Neudeutung von Kleists immer wieder aufregendem, provozierendem, ergreifendem Oeuvre. In der systematischen Untersuchung der Naturthematik in detaillierten Einzelanalysen der Dichtungen wie des Briefkorpus zeichnen sich die Konturen des geistigen Gehalts von Kleists Menschenbild ab. Der Autor Hans-Dieter Fronz studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br.; Promotion 1995. Heute arbeitet er als Kunst- und Literaturkritiker in Freiburg i. Br.