Dieter Mettler

Baudelaire: "Ein Ich, das unersättlich nach dem Nicht-Ich verlangt"

Erscheinungsdatum: 01.01.2000, 326 Seiten ISBN: 978-3-8260-1732-2
Fachgebiet:
Autor*innen:Dieter Mettler

51,00  inkl. MwSt.

Enthält 7% red. MwSt.
Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands, für das Ausland gelten gewichtsabhängige Versandkosten.

Beschreibung

Die Arbeit geht aus von einer Auseinandersetzung mit zentralen Kategorien der Baudelaire-Interpretation Benjamins – vor allem dessen Verknüpfung der Aura mit “Erfahrung” in seinem Sinn und der Allegorie mit der Zertrümmerung der Aura -, indem sie zeigt, daß bei Baudelaire die Aura nicht unbedingt an Erfahrung gebunden und also auch von deren Zerfall nicht unbedingt betroffen ist. Entsprechend kann, wie die Interpretation eines allegorischen Gedichts deutlich werden läßt, bei Baudelaire auch die Allegorie auratisch sein; das berührt aber das Abgrenzungskriterium, das bei Benjamin die prinzipielle Unterscheidung von Korrespondenzen und Allegorie sichern sollte. So löst sich die Arbeit immer weiter von Benjamins Voraussetzungen, um zu einer eigenen Darstellung Baudelaires überzugehen. Das Ziel ist, zu einer positiven Interpretation gerade jener Züge Baudelaires zu kommen, die Benjamin, nicht zuletzt auch aus Motiven der politischen Kritik, möglichst abzuschwächen suchte oder die ihn seine grundlegenden Kategorien von sich aus negativ darzustellen zwangen, auch wo er das eigentlich gar nicht wollte. Dem entspricht eine andere Gewichtung der Motive Baudelaires; so wird nicht der spleen in den Mittelpunkt gestellt, sondern der Rausch; versucht wird, eine positive Interpretation des Rauschs bei Baudelaire in allen seinen Formen zu geben (die sich im einzelnen dann durchaus von vielen der sehr tiefen Einsichten Benjamins helfen läßt), und damit zugleich der grundlegenden Rolle, die bei Baudelaire der Rausch hat, gerechter zu werden. Ähnlich zentral wird die Auffassung der Schönheit als Schönheit des Idols, die für Baudelaire natürlich vollkommen einzigartig, aber eben nicht in Benjamins Sinn einmalig ist, also zur Reproduzierbarkeit gerade nicht im Gegensatz steht. Im Gegenteil nimmt Baudelaire damit schon Tendenzen der Medienästhetik des 20. Jahrhunderts, Hollywoods z.B., vorweg. Mit dieser ebenfalls positiven Interpretation der Schönheit als eines unauflösbaren, mythischen Zaubers, der sich in seiner Vervielfachung nur umso undurchdringlicher behauptet, hängt der Versuch zusammen, auch von dem zentralen Motiv des Heroismus bei Baudelaire, den Benjamin so großartig wahrnahm, aber aus politischen Motiven heraus zugleich wieder verkleinerte, eine positive Darstellung zu geben. In der heroischen Schönheit drückt sich das Ausmaß der Beherrschung sowohl der eigenen Person als auch der äußeren Natur, die beide gleichermaßen zum Material werden, aus, und damit auch das in dieser Beherrschung implizierte Ausmaß der Gewalt gegenüber beiden. Der zweite Teil des Buchs ist daher einer Analyse der Gewalt bei Baudelaire gewidmet, und zwar vor allem der Gewalt in den sexuellen Beziehungen, in denen sich die Gewalt am unwiderstehlichsten zeigt und die Baudelaire deshalb als Modell aller Beziehungen auffaßte. Der Autor Dieter Mettler studierte Literaturwissenschaften und Philosophie in Heidelberg, Göttingen und Hannover. Er ist Privatdozent an der Universität Wuppertal mit dem Schwerpunkt Literaturästhetik. Veröffentlichungen u.a. zum deutschen Symbolismus (George), Samuel Beckett, Sartre, Baudelaire; zu dem letzteren “Baudelaires ‚Blumen des Bösen'”, hrsg. v. Hartmut Engelhardt u. Dieter Mettler, Frankfurt/M. 1988; “Sartres ‚Baudelaire’. Zum Verhältnis von Kunst und existentialistischer Ethik”, Tübingen 1990.

Zusätzliche Information

Gewicht0,526 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten326
Erscheinungsdatum01.01.2000
ISBN978-3-8260-1732-2   //   9783826017322
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Mettler, Dieter