Beschreibung
Wir nehmen – so denken wir – durch unsere Sinne die äußere Wirklichkeit mehr oder minder ,direkt’ wahr, ordnen durch unser Denken und durch Vorstellungsverbindungen die wirkliche Welt unter Formen, Arten, Strukturen. Das wahrnehmende und auch im Handeln aktiv gestaltete Erfassen ist eine unerläßliche Voraussetzung unseres aktuellen, aktiven und intellektuellen Lebens. Dennoch geschieht alles Erfassen nur durch die Bildung und Aktivierung von bestimmten Erfassungsformen, nämlich Schemata (mittels deren wir uns unsere Weltrepräsentationen konstituieren bzw. deuten). Dies wirft die Frage nach der Realität und wirklichen Existenz der zugrundeliegenden, praktisch vorausgesetzten Welt voraus. Das vorliegende Buch diskutiert traditionelle Auffassungen des Realismus und einige Kritiken daran. Zumal vom Kantischen, aber liberalisierten und modifizierten Ansatz ausgehend, wird eine sozusagen indirekte Erfassungen verwendende methodologisch-interpretationistische (schemainterpretationistische) Variante eines kritischen Realismus entwickelt, die das Erkennen und Handeln als wechselseitig aufeinander angewiesen sieht. Die Schemabildungen und -aktivierungen liegen sowohl dem Denken, dem sinnlichen Wahrnehmen als auch dem Handeln zugrunde, setzen aber zumindest praktisch die aktive Wechselwirkung mit der Welt voraus. Ähnlich wie in der Wirklichkeitsdeutung der Quantentheorie durch die Versuchsanordnung bzw. das “Präparieren” wird der Zugriff zur Welt perspektivisch durch grundlegende Schematisierungen gestaltet. Der hier entwickelte pragmatische Realismus betont: Jegliche aktive wie passive “Erfassung” ist schematisiert, interpretationsgebunden, auch wenn die zugrundeliegende Welt, mit der wir handelnd wechselwirken, aus praktischen und theoretischen Gründen real ist. Konstruktivistisch-perspektivistische Ansätze und ein pragmatischer Realismus lassen sich verbinden. Der Autor Hans Lenk, Dr.Dr.h.c.mult., ist o. Prof. für Philosophie in Karlsruhe und ehrenamtlich Dekan der Europäischen Fakultät für Bodenordnung in Straßburg. Er war Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland (1991-93), ist derzeit Vorsitzender einer Reihe internationaler bilateraler philosophischer Gesellschaften, Mitglied des Institut International de Philosophie und der Internationalen Akademie für Philosophie der Wissenschaften sowie für fünf Jahre Vizepräsident der Weltgesellschaft für Philosophie (FISP). Autor bzw. Herausgeber von ca. 85 Büchern. Zudem war er in seiner Jugend Olympiasieger im Achter, mehrfacher Europameister und Trainer eines Weltmeisterachters.