Beschreibung
Diese poststrukturalistisch, feministisch und sozialgeschichtlich informierte Untersuchung konzentriert sich auf das Schreiben – als Entziffern und Umschreiben zensorischer Vorschriften – des anderen Geschlechts insbesondere Untergeordneter, Wahnsinniger und Frauen. In diesen Romanen wird jeglicher Geschlechterdiskurs von Identität und Differenz fragwürdig gemacht, indem das Schreiben des anderen Geschlechts Bevormundungspraktiken in bestehenden Sprachgewohnheiten aufzeigt. Die als anders Eingeschriebenen versuchen sich am Schreibutensil, um sich als anders in eine Sprache einzubringen, die diese Andersheit rational naturalisiert und gesellschaftlich kultiviert hat, um eine binär hierarchisierende, exklusive Ordnung zu schaffen. Der Versuch, écriture féminine als einer Subversion phallogozentrischer Paradigmen nachzuspüren, bringt zur Sprache, ob und wie diese Texte zu einer Emanzipationsidee beitragen, die auf Gleichberechtigung trotz körperlicher und gesellschaftlicher Unterschiede abzielt. Richardsons, Rousseaus und Goethes Schreiben des anderen Geschlechts als bildungspolitisches, sexuelles und textuelles Phänomen erweist sich als kontrovers, doppelzüngig und emanzipatorisch zukunftsweisend. Die Autorin Sylvia Schmitz-Burgard studierte Rechtswissenschaft in Köln und Germanistik an der University of Virginia. Ab 1991 Lehrtätigkeit an der Princeton University. Seit 1997 unterrichtet sie deutsche Sprache und Literatur an der Harvard University.