Beschreibung
Mit dem Wort Globalisierung verbindet man einerseits unterschiedliche Konzepte der Welt-Auslegung, andererseits unterschiedliche empirische Phänomene und Lebensbereiche. Sicherlich dominieren ökonomische und gesellschaftspolitische Vorstellungen, aber auch im kulturellen und speziell im literarischen Bereich lassen sich mehr oder weniger deutliche Spuren dessen erkennen, was wir mit dem Globalen in Verbindung bringen: die Informations- und Wissensgesellschaft, ein neuer Raum-Begriff, ästhetische und kulturelle Hybridität, aber ebenso kulturelle Hegemonieansprüche, Nivellierung, Ausgrenzung u. ä. m. Globale Diskussionen über Globalisierung gibt es ohne Ende. Diesem Sammelband liegt die Leitfrage zugrunde, ob und in welcher Form von literarischen Spiegelungen der Globalisierung die Rede sein kann. Zu den Antworten gehört, daß Globalisierungstendenzen zwar literarisch teilweise Bestätigung finden, etwa in der Form transnationaler Intertextualität, aber doch auch zu paradoxen Erscheinungen führen: Lokale (postkoloniale) Widerstände gegen Globalisierung haben neue ästhetische Entwicklungen vielerorts überhaupt erst möglich gemacht. Das zeigen u. a. die Auseinandersetzungen über eine “neue” Weltliteratur. Der Sammelband beleuchtet die unterschiedlichen thematischen und ästhetischen Facetten dieser Diskussion in Literatur und Literaturwissenschaft: Globalisierung und Interkulturalität – Globalisierung in der literaturwissenschaftlichen Theoriebildung – Globalisierung in der literaturgeschichtlichen Praxis. Eingebettet sind diese Themen in einen interdisziplinären Dialog, der im ersten Teil des Buches durch Beiträge aus Politik, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Betriebswirtschaft eröffnet wird. INHALT 1. Globalisierung interdisziplinär: Jo Leinen: Globalisierung – eine Herausforderung für die Literatur? – Rainer Hudemann: Weltwirtschaft – Kolonialismus – Entkolonialisierung – Christian Scholz: “Ein Gespenst geht um in Europa: Globalisierung” – Reflexionen eines Betriebswirtes – Kerst Walstra: Die Verschwörungstheorie als Ordnungsprinzip im Informationszeitalter – 2. Globalisierung und Interkulturalität: Mireille Calle-Gruber: Pour une analytique de la globalisation – Littératures de l’alterité: l’exemple d’Assia Djebar – Dieter Lamping: Zweisprachigkeit und Interkulturalität in der jüdischen Literatur – Hans-Jürgen Lüsebrink: Globalisation et résistances locales. Jalons d’une poétique interculturelle en Amérique Latine et dans les Caraïbes – Klaus Martens: Derek Walcott: From Periphery to Center. Michèle Rakotoson: Madagascar et la mondialisation – 3. Globalisierung in der literaturwissenschaftlichen Theoriebildung: Paul Cornea: Le “sérieux” et le “rhétorique”: alternative ou impasse? – Wladimir Krysinski: La fin du siècle: systèmes littéraires et “régimes globalitaires” – Ram Adhar Mall: Interkulturalität, Intertextualität und Globalisierung. Paola Mildonian: La dialectique du global et du local au seuil de l’âge moderne et les perspectives inter-disciplinaires de la thématologie – Hermann Rotermund: Neues Medium – neue Kunstform? – Zacharias I. Siaflekis: Un discours globalisant: l’intermédialité générique de la parodie – Horst Steinmetz: Globalisierung und Literatur(geschichte) – 4. Globalisierung in der literaturgeschichtlichen Praxis: Maria Gabriella Ambrosioni: Global Exile – Jean Bessière: Interaction littéraire, pensée contemporaine de la littérature, globalisation. En passant par Daniele del Giudice – Joel Black: Literature as Secret History – Helmut Meter: Kosmopolitismus und Schematismus in der zeitgenössischen Erzählliteratur Italiens – Monika Schmitz-Emans: Globalisierung im Spiegel literarischer Reaktionen und Prozesse Die Herausgeber Manfred Schmeling ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Arbeitsschwerpunkte: Literatur des 20. Jahrhunderts, Narratologie, Theorie der Komparatistik, Deutsch-französische Kulturbeziehungen, Fremdhermeneutik. Monika Schmitz-Emans ist Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Arbeitsschwerpunkte: Poetische Sprachreflexion, Text-Bild-Beziehungen, Literatur der Romantik, Literatur des 20. Jahrhunderts. Kerst Walstra ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Saarbrücken.