Beschreibung
Der Autor setzt die Trilogie über Benjamins Passagenwerk fort, die er in Polis und Kosmopolis I (erschienen 1999 bei Königshausen und Neumann) mit der Rekonstruktion der nachrevolutionären Trauerprozesse im Paris der Passagenzeit begonnen hatte. Band 2 ist eher politologisch und historiographisch ausgerichtet. Er gibt eine kritische Revue der politischen Bewegungen der Zeit, der Sozialutopisten und der bonapartistischen Reichsidee vor allem. Dabei treibt der Autor die Frage schon des ersten Buches weiter: Wie wäre eine Sprache beschaffen, in der die radikal negativistischen Erfahrungen Benjamins mit der Moderne auch praktisch und politisch verständlich und – und ohne resignative Abstriche – als vollziehbar vorstellbar gemacht werden können? Diese politische Sprache, so argumentiert Band 2, könne gefunden werden, wenn man auf die griechische praktische Philosophie und speziell die Tragödie als Anregung und Hintergrund zurückgeht. Benjamins Konzepte “Jetztzeit”, “Erwachen” und “Zerstreuung” werden bei engem Materialkontakt mit den politischen Praktiken des neunzehnten Jahrhunderts im Kontext der Kairos-Lehre der antiken Politik- und Kunstauffassung sowie der Poetik des Aristoteles erläutert. Über den ersten Band der Trilogie schrieb der Literaturwissenschaftler Jery Zaslove (Simon Fraser University, Vancouver): “The epistemological beauty of this work is that Martin Blobel has given a structure and a language to Benjamin’s ,historische Urgeschichte als politischer Begriff’ … his work continues in the Benjamin-Kafka ,theological’ tradition – that is it utilises an affective form of reading texts … in a non theological context, which explodes the Herrschaft-oriented and hegemonic reading practices of scientific discourse, and yet, it seems to me, contains creative leaps of almost mystical intensity.” Der Autor Martin Blobel studierte Politikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Religionsphilosophie. Er ist Lehrbeauftragter für Politische Philosophie an der FU Berlin. Zur Zeit bearbeitet er ein Forschungsprojekt, in dem platonische Philosophie und schamanistische Mythologie verglichen werden.