Beschreibung
Die Studie liefert eine Mikroanalyse der neun sogenannten ‘Pindarfragmente’ Friedrich Hölderlins, die – wie die antike Figur des Kentauren, der in ihnen eine zentrale Rolle einnimmt – hybrid sind, von mehrfacher Herkunft und aus Verschiedenem zusammengesetzt. So wenig wie die Mythenfigur, die halb Mann, halb Pferd ist, sich eindeutig der menschlichen oder animalischen Sphäre zuordnen läßt, läßt sich der Corpus der neun Texte, jeder aus Titel und Kommentar bestehend, eindeutig auf einen bestimmten Gattungsbegriff fixieren: Es sind, das neunte Fragment zitierend, ‘wahrhaftige Centaurengesänge’. Neben der Einzelanalyse der neun Texte setzt die Verfasserin diese in ein Beziehungsverhältnis zueinander, das nicht versucht zu homogenisieren und zu glätten, sondern grundlegende Spannungen darstellen will: Übersetzung und Kommentar, Fragmentarität und Ganzheitlichkeit, Kultur und Natur, Antike und Moderne sowie Hölderlin und Pindar. Bei der Frage, wo diese neunfache Trias von Titel, Übersetzung und Kommentar im Gesamtwerk Hölderlins zu lokalisieren ist, stehen besonders seine Tendenz zum Umarbeiten früherer Stoffe in der Zeit um 1803/1804 und sein Gedichtzyklus der neun ‘Nachtgesänge’ im Vordergrund. Die Autorin Heike Bartel ist Dozentin für deutsche Literatur und Sprache an der University of Nottingham in Großbritannien. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und am Queen’s College der University of Oxford. Als Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes arbeitete sie an der University of Bristol und war freiberufliche Mitarbeiterin für die BBC.