Beschreibung
Die Theorie Adornos scheint in den Orkus vergangener Denkstile zu gehören. Denn in einem stimmt die Forschungsliteratur überein: Adorno nehme das Hintertürchen der Reflexion über Kunst und Ästhetisches nur, um Metaphysik, einen starken Wahrheitsbegriff und ein totgesagtes Absolutes wieder auferstehen zu lassen. Dem widerspricht diese Untersuchung: Sie zeigt, daß Adornos Kritik genau den Positionen gilt, mit denen sein Denken zumeist identifiziert wird. Ihr zufolge ist Adorno vor allem ein Dialektiker, dessen Ziel der Ausstieg aus der Dialektik ist; ein Anti-Metaphysiker in den Spuren Nietzsches; ein Verteidiger der Kunstautonomie, der sich gegen eine Vereinnahmung von Kunst als Zeichen von Erlösung wendet und ein (früher) Kritiker des heute wieder aktuell gewordenen Mythos vom Allegorischen. Und sie entdeckt ihn als einen Denker, der aus Philosophie das machen will, was Kunst (für Philosophen) zu sein versprach und doch kaum je war: ein Skandalon. Die Arbeit akzentuiert die metaphysikkritischen Aspekte der Philosophie Adornos und analysiert deren sprachtheoretische Voraussetzungen. Leitend ist die Frage nach einer Denkfigur, die alle Texte Adornos bestimmt: die des dialektischen Wegs aus der Dialektik. Adornos “Darstellungskunst” und ihre Differenzen zu Benjamins Darstellungstheorie rekonstruiert eine präzise Deutung des Kierkegaardbuches; seine Verschränkung von Rhetorik und Dialektik führt eine kommentierende Lektüre der “Dialektik der Aufklärung” und der “Ästhetischen Theorie” vor; die Konsequenzen von Adornos Vorgehen für Kunst und Philosophie werden anhand einzelner Essays und der Schlußüberlegungen der “Negativen Dialektik” diskutiert. Insgesamt schreitet die Arbeit Möglichkeiten und Grenzen eines Philosophierens gegen “die Philosophie” ab. Die Autorin Britta Scholze, Studium der Philosophie, Germanistik und Politologie in Freiburg i.Br. und Berlin; bis 1995 wiss. Mitarbeiterin an der FU Berlin; Promotion 1997 mit der vorliegenden Arbeit; Korrektorin und freie Lektorin.