Beschreibung
Diskussionen über das ‚Verschwinden des Menschen’ (Foucault) übersehen häufig den Unterschied zwischen Anthropologie und Anthropozentrismus. In der Entfaltung dieser Differenz liegt die Aktualität der Philosophie Feuerbachs. Nach dem Zerfall idealistischer Einheits- und Ganzheitsvorstellungen einerseits sowie der Bindungskraft religiöser Überzeugungen andererseits beschreibt Feuerbach den Menschen als endliches und dezentriertes Wesen. Entgegen gängigen Feuerbach-Interpretationen arbeitet der Verfasser anthropologische Differenzfiguren in den Texten Feuerbachs heraus, die einer Synthetisierung wie Totalisierung widerstehen: Leiblichkeit, Sinnlichkeit und dialogische Sozialität sind die wesentlichen Aspekte der menschlichen Existenz, die Feuerbach sowohl gegen den religiösen Anthropozentrismus wie das idealistische Identitätsdenken ins Treffen führt. Damit formuliert Feuerbach erstmals Argumente, die bis in die Theorien von Plessner und Merleau-Ponty fortgewirkt haben. Der Autor Henning Röhr hat Philosophie, Englisch und Pädagogik an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Seit 1998 ist er dort im Institut für Pädagogik als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.