Hans R Brittnacher, Wiebke Amthor, Stephan Porombka, Hans R Brittnacher, Stephan Porombka, Fabian Störmer, Hans R Brittnacher (Hrsg.), Stephan Porombka (Hrsg.), Fabian Störmer (Hrsg.)

Poetik der Krise

Rilkes Rettung der Dinge in den "Weltinnenraum"

Erscheinungsdatum: 01.09.2000, 264 Seiten ISBN: 978-3-8260-1832-9
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Beschreibung

Daß Rainer Maria Rilkes Versuch, die Dinge in einen Weltinnenraum zu retten, Ausdruck einer Krisenerfahrung ist und zugleich eine Strategie zur Krisenbewältigung ankündigt – das ist in der Rilke-Forschung zwar beachtet, aber noch nicht in konkrete Fragestellungen und Forschungsperspektiven übersetzt worden. Das wundert nicht, verbinden sich doch in Rilkes Texten biographische Anlässe und psychologische Motive mit zeitgeschichtlichen Erfahrungen, anthropologischen Problemstellungen und dichtungstheoretischen Ansprüchen auf so eigentümliche Weise, daß nicht von der Krise und schon gar nicht von derKrisenbewältigung gesprochen werden kann. Zudem bezieht Rilke weder die Position des Diagnostikers, der mit analytischem Instrumentarium die problematischen Voraussetzungen seiner Dichtungen beschreiben will, noch legt er es darauf an, auf seismographische Weise ein Abbild der Erschütterungen seiner Zeit zu geben. Mit der Wahl der Formel von der “Rettung der Dinge in den Weltinnenraum” versuchen die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes allerdings einen Ausgangspunkt für die Untersuchung einer Krisenerfahrung zu finden, durch den sich verschiedene Aspekte seines Werkes aufschlüsseln lassen. Denn mit ihr versucht Rilke einer Wirklichkeit, die ihm im Zeichen der Modernisierung zugleich als bedrängend nah und beängstigend fern erscheint, die sich in verwirrender Hyperrealität und dem Zerfall des Wesentlichen gleichermaßen zu verflüchtigen droht, einen Rückzugsort abzugewinnen, der einmal noch das Glück und die intensive Wirklichkeit gelingender Dichtung verbürgen soll. Um das Scheitern dieser Rettung zu verhindern, folgt Rilke einer vielschichtigen Logik, die Verluste als Gewinne, Niederlagen als Siege und Beschädigungen als Auszeichnungen verbuchen kann. Erblinden, Ertauben, Verzichten, Entbehren, Sterben oder ,Lieben ohne zu besitzen’ – all das verliert in dieser Logik den Charakter des Defizitären und wird zur Bedingung der Möglichkeit einer intensivierten ästhetischen Wahrnehmung befördert. Die Beiträge des Bandes zeigen in ihrer Auseinandersetzung mit den Verzichtskonzeptionen Rilkes, mit der Bedeutung von Tieren und Engeln in seinem Werk und mit seiner Konzentration auf die Sinne, inwieweit die Konzeption des Weltinnenraums als Strategie der Derealisierung zu verstehen ist, die allerdings auf die Re-Realisierung des Verlorenen unter neuen Bedingungen zielt. Hans Richard Brittnacher: Poesie des Verzichts. Rilkes ,Alkestis’ – Wiebke Amthor: “Der Name […] kann nicht ausgesprochen werden.” Rilkes Poetik der Leerstelle – Stephan Porombka: “Wer jetzt lacht, lacht mich aus.” Lachen mit Rilke – Michael Huppertz: Rilkes Szenario der Liebe – Angelika Ebrecht: Einsamste Gemeinsamkeit. Zur Psychoanalyse der Fernliebe in Rilkes Briefwechsel mit Magda von Hattingberg – Klaus Laermann: “Oder daß ein Tier,/ ein stummes aufschaut, ruhig durch uns durch”. Überlegungen zum Blick der Tiere in einigen Gedichten Rilkes – Anja Hallacker: Die Zeit der Engel. Ein Blick auf Rilkes ,Duineser Elegien’ – Fabian Störmer: “Dann wuchs der Weg den Augen zu…” Rilkes Poetik des Erblindens – Katja Stopka: Vom Rauschen umgeben. Poetisch gewonnene Unschärfen technischer Scharfstellungen in Rilkes Dichtung und Kunsttheorie – Silke Pasewalk: Die Maske der Musik. Zu Rilkes Musikauffassung im Übergang zum Spätwerk – Guido Graf: In Rilkes Rauschen – Claudia Öhlschläger: “[…] dieses Ausfallen des Gegenstandes” Rainer Maria Rilke, Paul Klee und das Problem der Abstraktion – Susanne Scharnowski: Rilkes Poetik des Blicks zwischen Einfühlung und Abstraktion: Die Bildbeschreibungen in den ,Briefen über Cézanne’ Die Herausgeber Hans-Richard Brittnacher, promovierte über die Ästhetik des Horrors, Habilitation am Institut für deutsche und niederländische Philologie an der Freien Universität Berlin mit einer Schrift über die Opferphantasien in der Literatur um 1900. Stephan Porombka, promovierte über die Geschichte der elektronischen Literatur; wiss. Mitarbeiter am Institut für Deutsche Philologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Fabian Störmer, promovierte über die Theorie der Erinnerung bei Hans-Georg Gadamer, Jacques Derrida und Friedrich Hölderlin; wiss. Mitarbeiter am Institut für deutsche und niederländische Philologie an der Freien Universität Berlin.

Zusätzliche Information

Gewicht0,415 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten264
Erscheinungsdatum01.09.2000
ISBN978-3-8260-1832-9   //   9783826018329
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Amthor, Wiebke

Brittnacher, Hans R.

Porombka, Stephan

Störmer, Fabian