Beschreibung
Der schöpferische Akt, ob in der Literatur oder anderswo, stellt insofern ein Problem dar, als er radikal Neues (und auf irgendeine Weise Nützliches) in die Welt setzt und dieses Nie-da-Gewesene, gerade wegen seiner Neuheit, aus der Erfahrung des schöpferischen Menschen nicht ableitbar, scheinbar also grund-los ist. Das Buch mustert in seinem Hauptteil die Vorschläge, die in der Ideengeschichte gemacht worden sind, um das Rätsel der Inspiration zu lösen (göttliche Eingebung, Phantasie, das Unbewußte, psychische Krankheit, Stimulation, soziales Milieu, der Genbestand). Es kommt zum Schluß, daß diese Hypothesen allenfalls die Ursachen oder die begünstigenden Faktoren der Kreativität namhaft machen, das Entstehen des radikal Neuen aber ebensowenig erklären, verständlich machen können, wie dies hinsichtlich der Entstehung neuer Varianten in der Natur, neuer Sitten und Bräuche, neuer Sprachformen in der Gesellschaft, ja bei jeder freien Entscheidung des Menschen letztlich möglich ist. Die literarische und sonstige Kreativität reiht sich damit unter all diese Formen des Neuschaffens ein, ist ebenso “natürlich” und in seiner Möglichkeit genauso unerklärbar wie diese. Statt weiter nach dem Warum zu fragen, scheint es daher ergiebiger, das Wie möglichst genau zu beschreiben, und es werden dementsprechend zwei solche Beschreibungsmodelle vorgestellt: Arthur Koestlers Bisoziationstheorie und das Rückkoppelungsmodell von Peter v. Matt und Michael Klein. Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte: I: Einleitung: Das Schöpferische als grundlos Scheinendes. – II. Der ausgezeichnete “Ort” des Schöpferischen: das Moment der Inspiration. – III. Lösungsversuche: Der Grund des grundlos Scheinenden. – IV. Beschreibungsversuche: Der schöpferische Vorgang. Der Autor András Horn, 1934 in Budapest geboren, ist außerordentlicher Professor für Literaturtheorie an der Universität Basel. Seine wichtigsten Veröffentlichungen: Das Literarische (1978), Literarische Modalität (1981), Das Komische im Spiegel der Literatur (1988), Grundlagen der Literaturästhetik (1993), Mythisches Denken und Literatur (1995). (Die drei letzteren sind ebenfalls bei K & N erschienen.)