Beschreibung
Es scheint längst zu den Selbstverständlichkeiten avancierter Geistes- und Sozialwissenschaften zu zählen, den Begriff des Individuums, ebenso wie den des Subjekts, an eine Metaphorik seiner Annullierung zu koppeln. Dabei ist es alles andere als einheitlich, was unter Individuum, Ich oder Subjekt verstanden wird, und mithin auch keineswegs ganz klar, was da seinem Untergang, seiner Auflösung entgegengeht oder bereits verschwunden sein soll. In der Literaturwissenschaft wird dadurch mitunter das verwirrende Ergebnis herbeigeführt, daß zwar die Auflösung des literarischen Individuums einerseits konstatiert, von ihm andererseits aber durchaus als konsistenter Einheit gesprochen wird. Hildegard Hogen untersucht mit den wichtigsten Romanen von Siegfried Kracauer (“Ginster. Von ihm selbst geschrieben”), Robert Musil (“Der Mann ohne Eigenschaften”) und Elias Canetti (“Die Blendung”) Werke, denen diese Auflösung der literarischen Individuen oft genug unterstellt wurde. Sie relativiert diese These aber, indem sie das Paradigma der Individualität, das ihr zugrunde liegt und sei es nur in der Formulierung vom “Ende des Individuums” bis in seine Entstehung im 18. Jahrhundert zurückverfolgt, analysiert und seine Wirkung auf die ausgewählten Autoren ebenso wie auf die entsprechende Sekundärliteratur nachweist. Die Autorin Hildegard Hogen, geboren 1962, studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seit 1991 arbeitet sie als Redakteurin in den Verlagen Brockhaus, Meyer und Duden. 1999 Promotion mit vorliegender Arbeit.