Beschreibung
Der Kantische Ausdruck Sensus communis erweist sich als besonders fruchtbar für die interkulturelle philosophische Arbeit. Die Möglichkeit gemeinsamer Urteile, die Kant auf dem Gebiet der Kunst annimmt, wird auf das Gebiet der Politik in einem breiten Sinn dieses Wortes übertragen. Eine unversale Gültigkeit, wie Kant sie verlangt, lässt sich indessen heute nicht mehr verteidigen. Es zeigt sich, dass bei einer sorgfältigen Abgrenzung der Geltungsbereiche die Grenzen der verschiedenen Kulturen häufig überschritten werden. Gemeinsame Urteile auf den Gebieten der Kunst und der Politik, wie sie in der westlichen Welt vorkommen, werden verglichen und ins Gespräch gebracht mit entsprechenden Urteilen in anderen Kulturen. Dies geschieht in Beiträgen von Philosophen aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Ghana, Nigeria, Japan und Türkei. Die Herausgeber Heinz Kimmerle wurde 1930 in Solingen geboren. Studium der Philosophie, Evangelischen Theologie und Neueren Literaturwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Bonn und Heidelberg. 1957 Promotion in Heidelberg bei H.-G. Gadamer über die Hermeneutik Schleiermachers. 1970 Habilitation mit einer Arbeit über die Entwicklungsgeschichte des Hegelschen Denkens an der Ruhr-Universität Bochum. 1976-1995 Professor für Philosophie an der Erasmus Universität Rotterdam. 1995 Emeritierung und 1997 Gastprofessur an der Universität von Venda in Südafrika. Veröffentlichungen u.a.: Die Zukunftsbedeutung der Hoffnung. Auseinandersetzung mit Ernst Blochs ‘Prinzip Hoffnung’ aus philosophischer und theologischer Sicht, 1966; Das Problem der Abgeschlossenheit des Denkens. Hegels ‘System der Philosophie’ in den Jahren 1800-1804, 1971; Entwurf einer Philosophie des Wir. Schule des alternativen Denkens, 1983; Philosophie in Afrika – afrikanische Philosophie. Annäherungen an einen interkulturellen Philosophiebegriff, 1991. Henk Oosterling wurde 1952 in Rotterdam geboren. Studium der Philosophie, Linguistik und Japanischen Sprache an den Universitäten Leiden und Rotterdam. Danach regelmäßige Aufenthalte in Japan zum Studium des Schwertfechtens (kendo). Seit 1985 Dozent für Philosophie an der Erasmus Universität Rotterdam. Daneben Geschäftsführer der Niederländisch-flämischen Gesellschaft für interkulturelle Philosophie und Direktor des Zentrums für Philosophie und Kunst. 1996 Promotion bei H. Kimmerle über Nietzsche und die französischen Philosophien der Differenz. Veröffentlichungen u.a.: Door schijn bewogen. Naar een hyperkritiek van de xenofobe rede (1996, Vom Schein bewegt. Zu einer Hyperkritik der xenophoben Vernunft); Mitherausgeber von und Autor von Beiträgen in Bänden zum Humanismus und Existentialismus in postmoderner Gestalt und zur Intermedialität.