Beschreibung
Der Kölner Autor Jürgen Becker, 1932 geboren und 1967 letzter Preisträger der Gruppe 47, gehört mit seinen Prosatexten, Gedichten und Hörspielen zu den interessantesten und vielseitigsten Schriftstellern der deutschen Gegenwartsliteratur. Von der Kritik hoch geschätzt, hat sein Werk jedoch nie den Bekanntheitsgrad erlangt, der anderen Autoren seiner Generation wie etwa Thomas Bernhard oder Uwe Johnson zuteil wurde. Auch die Literaturwissenschaft hat sich bislang eher vornehm zurückgehalten und allenfalls das Frühwerk oder isolierte Einzelaspekte eingehender untersucht. Die hier vorliegende ‘Werkbiographie’ unternimmt erstmals den Versuch, Jürgen Beckers Gesamtwerk textnah zu interpretieren und in den literaturgeschichtlichen Kontext einzuordnen; der Bogen spannt sich von Felder (1964) bis Der fehlende Rest (1997), von den sprachskeptisch-experimentellen Anfängen bis zur beeindruckenden Sprachsicherheit der 90er Jahre, die in eingehenden exemplarischen Analysen beleuchtet werden. Der Blick richtet sich vor allem auf die Werkstrukturen und Vertextungsstrategien, anhand derer Kontinuitäten und Entwicklungslinien in diesem auf den ersten Blick äußerst heterogen erscheinenden Œuvre sichtbar werden. Dabei erweist sich die Werkfolge als ‚work in progress’, als fortschreitende Problemexplikation, deren Grundkonstanten sich mit den Begriffen Authentizität und Subjektivität, Identität und Erinnerung, Ambivalenz und ‘Artistenmetaphysik’ bezeichnen lassen. Der Autor Andreas Wirthensohn, geb. 1967, hat in München und Passau Germanistik und Politikwissenschaft sowie Buchwissenschaft studiert. Er lebt als Verlagslektor, Übersetzer und Kritiker in München.