Beschreibung
In einer immanenten, rationalen Rekonstruktion wird die Erkenntnistheorie Spinozas untersucht und zu verschiedenen Bereichen des Systems der ETHICA (Psychologie, Ethik und Theorie der Freiheit) in Beziehung gesetzt, um den systematischen Ort im System zu eruieren. Wesentliches Moment der Interpretation bildet die Analyse der Körper-Geist-Relation. Sie ist Ursache der raumzeitlichen Individualität und Perspektivität unseres Erkennens äußerer Gegenstände und des Irrtums. Die These der Arbeit, daß die ETHICA eine Erkenntnistheorie ist, impliziert, daß Wahrheit Rationalität bzw. Notwendigkeit bedeutet, die sowohl als spezifische Rationalität einiger Bereiche nach deren Maßgabe (Psychologie, Ethik, Theorie der Freiheit) entwickelt, als auch durch das Ganze des Systems ausgedrückt wird. Obwohl die wahre Idee systemrelativ entwickelt wird, ist sie perspektivenunabhängig gültig, und dies gerade weil Wahrheit als Rationalität systemrelativ auf das Erkennen eines bestimmten Geistes bleibt und nicht in einem absoluten, perspektivenfreien Erkennen aufgeht. Etwas erkennen impliziert immer auch, das Erkennen besser zu erkennen, und da das Erkennen der Modus selbst ist, bedeutet das Erkennen zu erkennen, sich selbst besser erkennen. Die Autorin Francis Amann, Promotion 1999, Dozentin für Philosophie, bereitet eine Habilitation über das Körper-Geist-Problem im Bereich der gegenwärtigen philosophy of mind vor.