Beschreibung
Die anhaltend kontroverse Diskussion um Person und Werk berührt nur selten Max Webers intellektuelle bzw. weltanschauliche Voraussetzungen. Auch im philosophischen Diskurs der Gegenwart spielt dieser Klassiker der Moderne lediglich eine kaum wahrnehmbare Rolle. Hier setzt die vorliegende Untersuchung an: Im Zusammenhang einer kritischen Lektüre repräsentativer Tendenzen der bisherigen Rezeption geht es um die Herausarbeitung der für Webers Denken prägenden Orientierung an der Tradition des deutschen Idealismus. Dessen Basistheorem vom Primat der praktischen Vernunft – in der auf Fichte zurückgehenden, von Heinrich Rickert aufgegriffenen Version – bedingt die axiologischen Vorentscheidungen einer sich als Wirklichkeitswissenschaft begreifenden verstehenden Soziologie. Die damit einhergehende Behauptung des Gewissens als der letztlich allein verbindlichen Instanz hat weitreichende Konsequenzen für Webers Objektivitätsbegriff, das Wertfreiheitspostulat wie auch für seine Konzeption des okzidentalen Entzauberungsprozesses. Mit der von ihm vertretenen Dissenstheorie bleibt Webers Denken zudem eine nicht zu unterschätzende Herausforderung angesichts aktueller Problemlagen. Der Autor Joachim Vahland ist Mitherausgeber der Kulturzeitschrift Zeno; gemeinsam mit Ulrich Schödlbauer veröffentlichte er zuletzt die Essaysammlung Das Ende der Kritik (Berlin: Akademie Verlag 1997).