Beschreibung
Takis Varvitsiotis ist einer der großen Dichter Neugriechenlands, der die antik-griechische lyrische Tradition erfolgreich fortsetzt und mit dem Reichtum seiner Sprache, seinen unnachahmlichen Bildern und Metaphern und nicht zuletzt mit der Musikalität seiner Verse neu belebt. Seine dichterische Stimme hat längst ein großes Echo gefunden, nicht nur in Griechenland, sondern auch im Ausland, wie die zahlreichen Ehrungen sehr deutlich zeigen. Der deutsche Leser wird in Varvitsiotis’ Lyrik auch seine geistige Verwandtschaft mit den klassischen deutschen Dichtern entdecken und gleichzeitig den Zugang nicht nur zu dem antiken, sondern auch zum neuen Hellas finden. Die moderne griechische Lyrik spielt im Konzert der europäischen Moderne eine relevante Rolle. Dies zeigt sich in exemplarischer Weise in den Gedichten des Takis Varvitsiotis. Sie sind geprägt durch die für die Moderne, die klassische Moderne, bezeichnenden Symptome der Einsamkeit, der Melancholie, des Finalbewußtseins. Es ist das einsame, melancholische Subjekt, das sich in der Poesie, in beziehungsreichen Bildern und Sentenzen, seiner selbst zu vergewissern und einen Kontakt zur Welt herzustellen versucht. Diese Lyrik ist reich an Metaphern und Symbolen und zugleich von einer verhaltenen, fast verschwiegenen Tonlage. Es vollzieht sich eine Ich-Aussprache, in der durch poetische Entwürfe die Entfremdung zwischen Subjekt und Welt überwunden und eine Welt jenseits der kruden Realität, eine reinere, ursprünglichere Welt, vergegenwärtigt wird. Es wäre nun allerdings ein Mißverständnis, würde man die Lyrik Varvitsiotis’ als Flucht in den Elfenbeinturm der absoluten Kunst interpretieren. Es geht diesem Lyriker, wie überhaupt den modernen griechischen Autoren, um reine Poesie, um Poésie pure, aber das schließt Realitätsnähe, Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte, nicht aus. Varvitsiotis ist ein politisch engagierter Autor, ein Moralist der Menschlichkeit. Wenn die moderne griechische Lyrik im europäischen Kontext gesehen werden muss, so zeigt sich doch zugleich eine eigene Physiognomie. Es ist vor allem das sympathetische Verhältnis zur Welt, das sie von der in der modernen Lyrik vielfach zu beobachtenden Weltverneinung, ja Weltfeindlichkeit unterscheidet. Der Autor Takis Varvitsiotis, geboren 1916 in Thessaloniki, gehört zu den großen griechischen Dichtern der Gegenwart. Sein lyrisches Œuvre hat längst die nationalen Grenzen überschritten und wurde in mehrere Sprachen übersetzt, aber noch nicht ins Deutsche. Er selbst hat französische, spanische und lateinamerikanische Dichter ins Griechische übertragen. Die vielen Ehrungen und Auszeichnungen, mit denen Varvitsiotis’ Dichtung gewürdigt wurde, verraten ebenfalls die Bedeutung seiner Lyrik für die heutige Zeit (u.a. Erster Staatspreis Griechenlands für Dichtung, 1988 Internationaler Preis der Vereinten Nationen; 1988 Rittertitel des französischen Kulturministeriums; 1994 Europäischer Herder-Preis; 1995 Ehrenmedaille vom Europäischen Parlament). Der Herausgeber und Übersetzer Evangelos Konstantinou ist Professor für Byzantinistik an der Universität Würzburg und Präsident des Europäischen Zentrums für wissenschaftliche, ökumenische und kulturelle Zusammenarbeit e.V. – griechisch-deutsche Initiative.