Beschreibung
Die Frauengestalten in Gottfried Kellers Werk bestechen durch ihre Vielfalt und ihre differenzierende Charakterzeichnung. Sie sind Spiegel einer Epoche, die die Frau in eine Position des Zwiespalts bringt. Denn auf der einen Seite soll ihr das Bild verklärter Weiblichkeit als Leitbild dienen, aber andererseits fordert die Realität den Umgang mit jenen Regeln, die ökonomische Gesetze bestimmen. Keller verdeutlicht aber auch, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen niemals allein bestimmend sind für das Leben einer Frau. Ihr bleibt die Eigenverantwortung für ihr Handeln unbenommen. Der Blick auf Kellers Frauengestalten kann nie frei bleiben von der Biographie ihres Autors. Es sind Frauen, die auf diese wesentlichen Einfluß hatten: Mutter und Schwester, und dann jene Frauen, die seine Liebe nicht erwiderten. Ihre Ablehnung begründet das resignative Element in seinem Werk und fließt in die Darstellung jener Frauenportraits ein, die schonungslos enthüllend sind. Und doch überwiegt in Kellers Werk ein Frauenbild, das getragen ist von der Vision einer Welt, die den individuellen Menschen einbindet und hält, ihm die Erfüllung seiner Sehnsucht gewährt, und in der er lieben darf und wieder geliebt wird. Die Autorin Caroline von Loewenich studierte Anglistik und Germanistik in München. Während ihres Doktorats an den Universtäten Zürich und Freiburg i.B. arbeitete sie als Journalistin u.a. für das “Wall Street Journal” und “Die Zeit”. Sie absolvierte ihr Volontariat im Ressort Ausland der Neuen Zürcher Zeitung und ist heute als Redaktorin tätig. Sie lebt in Zürich.