Beschreibung
Das Thema der Arbeit ist aus der Beschäftigung mit der Diskursethik von Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel entstanden, insbesondere ihrer Interpretation des Pragmatismus von Charles Sanders Peirce und ihren Kritikern (Klaus Oehler, Christopher Hookway). Ausgehend von einer Zusammenfassung der gesamten Forschungslage zur sozialphilosophischen Peirceinterpretation, untersucht die Arbeit die Beziehung des Individuums zur Gemeinschaft und entdeckt, im Unterschied zur transzendentalen oder “rein” kommunitaristischen Auslegung, in Peirces Sozialphilosophie die Bestimmung der Gemeinschaft durch das instinktive Individuum. In der Forschung meist vernachlässigte Argumentationen von Peirce wurden hervorgehoben und zeigen sich als Grund für das Scheitern des Peirceschen Systemansatzes. Seinen Pragmatismus unter dem Aspekt “Sozialphilosophie” zu untersuchen, erweist sich nicht als “Nebengleis” seines Denkens, sondern als Rahmen seiner gesamten Philosophie. Peirces sozialphilosophische Grundthese lautet: Die Natur bestimmt das Individuum, und seine instinktiv und verifiziert erworbenen realen Erkenntnisse ermöglichen seine Beziehungen zur Gemeinschaft, d.h., nicht eine ideale Gemeinschaft vermittelt Individuum und Natur, sondern die Natur Individuum und Gemeinschaft. In diesem Kontext wird zum ersten mal in der Geschichte der Peirceinterpretation auf die Entstehung des Pragmatismus aus dem Realismus Johann Friedrich Herbarts hingewiesen. Eine entscheidende Konsequenz dieses Zusammenhangs: Peirces Transformation der Kantischen Philosophie könnte sich, würde man nun ausgehend von den vorliegenden Resultaten der Arbeit weiterfragen, als Kantverständnis Johann Friedrich Herbarts erweisen. Jedoch auf solche möglichen Schlußfolgerungen zur Beziehung des Pragmatismus zum deutschen Realismus konnte für weitere Forschungen nur hingewiesen werden. Das Buch legt die Grundlagen für erste Untersuchungen zu den Beziehungen zwischen Peirce, Herbart und Kant sowie für einen ebenso völlig neuen Ausgangspunkt zum Verhältnis des amerikanischen Pragmatismus zum deutschen Realismus. Der Autor Steffen Schlüter studierte von 1988 bis 1994 Archivwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte dort am Institut für Philosophie im Februar 1999; freiberuflich tätig; Lehraufträge in Berlin und Flensburg.