Beschreibung
Die Geschichte der Logik des 19. Jahrhunderts ist bis heute noch nicht geschrieben worden. Daß sie “einmal” als ein der Erforschung würdiger Gegenstand zu bearbeiten sei, davon war bereits 1926 A. Liebert anläßlich seiner äußerst wohlwollenden Besprechung der Logik Sigwarts überzeugt. Die Durchführung allerdings bietet dann aber doch, anders als es Lieberts Meinung gewesen sein mag, eher eine kritische Einführung in die Anfänge der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Die Kritik nämlich, die an den diversen Spielarten von sei es idealistischer, empiristischer, mathematisch-naturwissenschaftlicher etc. Logik geübt wird, konzentriert sich in der Hauptsache auf den für die erkenntnis- oder wis- senschaftstheoretische Grundlagenforschung insgesamt typischen Widerspruch: Über alle, z.T. weltanschaulichen, Differenzen hinweg traten sämtliche Logik-Entwürfe des 19. Jahrhunderts mit dem wie auch immer begründeten Anspruch auf, die (mithin formale) Grundlegungsdisziplin der (Einzel-)Wissenschaften zu sein. E. Reinhold, I. H. Fichte und Chr. H. Weisse jedenfalls waren die ersten, die die Logik für eine Begründungsdisziplin empirisch gewonnener Einzelbefunde oder – wahlweise – für eine “Wissenschaft von der Wissenschaft” hielten. Auf sie wird in diesem Buch genauso eingegangen, wie auf den ersten Empiristen überhaupt unter den modernen Erkenntnistheoretikern: F. E. Beneke. Und selbstverständlich auch kommen A. Trendelenburgs “Logische Untersuchungen” zu Wort, in denen an die Stelle – idealistischen – Systemdenkens Wissenschaftstheorie trat. Darüber hinaus wird von denjenigen Autoren Notiz genommen, denen im Nachmärz die Logik zu einer Normwissenschaft des Denkens wurde, und die damit der ethisch fundierten Variante von Logik in Gestalt W. Windelbands und H. Rickerts den Weg bereiteten. Schließlich findet, um nur noch einige der zu Wort kommenden Logik-Autoren zu erwähnen, J. S. Mills “System der deduktiven und induktiven Logik” hier genauso Berücksichtigung wie z.B. Lotzes Formalismus des Denkens, der Apriorismus in den Logiken des Marburger Neukantianismus oder auch, zuletzt, die formale und transzendentale Logik eines E. Husserl. Mit ihm nämlich und seinen 1900 in erster Auflage erschienenen “Logischen Untersuchungen” schließt sich, freilich auf eine andere Art, als es von Kant gemeint gewesen war, der Kreis der deutschsprachigen Logiken des 19. Jahrhunderts, deren Geschichte hier erstmals vorliegt. Der Autor Der Autor hat bei K & N Kommentare zu Hegels “Wissenschaft der Logik” und der Vorrede der “Phänomenologie des Geistes” veröffentlicht. Darüber hinaus hat er einen einführenden Kommentar zur “Phänomenologie des Geistes” in der Reihe UTB und ein Buch zum “Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus” bei de Gruyter publiziert. Zuletzt hat er die CD-Rom “Philosophie von Platon bis Nietzsche” in der Digitalen Bibliothek herausgegeben.