Beschreibung
Die griechische Sophistik erfährt eine zunehmend positive Würdigung und Rehabilitation, nachdem den traditionell mit ihr verbundenen Titeln des “Subjektivismus” und “Relativismus” der Schrecken des Skeptizismus vollends genommen worden ist. Allerdings wird die Frage nach der Aktualität der griechischen Sophistik in unterschiedlichen Begründungszusammenhängen (Praxis und Politik, Bildung und Alltag u. a. mehr) verortet und bleibt kontrovers. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die sophistische Logik, in der das Denken des Widerspruchs weder (wie bei Platon) eine logisch-dialektische Auflösung noch (wie bei Zenon) eine paradoxe Zuspitzung erfährt und vielmehr im Sinne einer “Logik der Symmetrie unaufhebbarer Widersprüche” weiter entwickelt wird. Leitend für die Analyse ist Protagoras Fragment 6a in Verbindung mit 6b und die Frage, wie diese beiden Aussagen zusammengehen können. Hier ist der Unterschied zu Thrasymachos’ Fragment 1 aufschlußreich: Symmetrie kann bezüglich der Widerspruchslagen nicht wie bei diesem auf insgeheime Gleichheit reduziert und auch nicht im Sinne einer entscheidbaren Alternative mit letztlicher Asymmetrie beantwortet werden, wie die Auszeichnung des ,Wahren’ vor dem ,Falschen’ dies nahelegt. Anstatt den Widerspruch zu entschärfen oder gar aufzuheben, geht Protagoras’ Anweisung vielmehr dahin, “Rede und Widerrede gleich stark zu machen” und d. h. die Symmetrie von Widerspruchslagen allererst herzustellen, um dann aus dem so entstehenden “Patt” die logischen und praktischen Konsequenzen zu ziehen. Der Autor Georgios Gogos studierte Philosophie und Klassische Philologie in Athen. MA in Freiburg i.Br. in Klassischer Philologie. Er promovierte mit der vorliegenden Arbeit in Tübingen in Philosophie. Zur Zeit ist er als Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Athen tätig.