Beschreibung
In diesem Buch wird der Versuch einer Gesamtdeutung des platonischen Dialogs Parmenides unternommen. Dabei ergibt sich, daß der vielumstrittene zweite Teil in der äußeren Form einer dialektischen Übung eine Übersicht gibt über den Aufbau des platonischen Weltbilds vom höchsten Einen bis hinab zur Formlosigkeit der unteren Natur und einer möglichen Leugnung der Realität des Einen, womit zugleich die im ersten Teil gestellten Fragen nach dem Zusammenhang unserer Erfahrungswelt mit den Ideen in umfassender Weise beantwortet werden. Thema des Dialogs ist, wie die Wahl der Titelgestalt Parmenides zeigt, das Verhältnis von Einheit und Vielheit. Beide sind nach Platon nicht einander ausschließende Gegensätze, sondern die Vielheit geht mit Notwendigkeit aus der Einheit hervor, und im Bereich des Seienden ist beides untrennbar miteinander verbunden. Die Art dieser Verbindung ist allerdings auf den verschiedenen Seinsstufen jeweils eine andere. Diese Verschiedenheit ist es, die sich einer systematischen Darstellung der platonischen Lehre widersetzt und dem Leser abverlangt, sich auf das ,mühsame Spiel’ eines dialektischen Durchgangs durch das Ganze der Wirklichkeit einzulassen. Um ihm die Orientierung auf diesem Weg zu erleichtern, wurde der Kommentar möglichst textnah gehalten, und die einzelnen Abschnitte werden durch häufige Querverweise miteinander in Beziehung gesetzt. Die Autorin Nach dem Studium der Klassischen Philologie in Berlin und Tübingen promovierte die Autorin in Tübingen mit einer Arbeit über ,Naturerscheinungen und Naturgeschehen bei Homer’. Sie war danach Wissenschaftliche Angestellte am Philologischen Seminar der Universität Tübingen, zuerst als Assistentin bei Wolfgang Schadewaldt, dann am Platon-Archiv unter Konrad Gaiser. Nach Schadewaldts Tod hat sie dessen Vorlesungen nach eigenen Mitschriften herausgegeben (4 Bde, Suhrkamp Verlag 1978-1991).