Beschreibung
Die vorliegende Arbeit untersucht die in Fontanes “Stine” enthaltenen intertextuellen Bezüge zur Passionsgeschichte, zu Mozarts “Zauberflöte” und zu Shakespeares “Wintermärchen”. Zunächst werden diese Bezüge im Zusammenhang rekonstruiert und interpretiert. Es werden sekundäre, intertextuale Lesarten des Romans vorgestellt, die in eine Parodie dieser Prätexte münden. Im zweiten Teil werden diese Bezüge im Detail analysiert. In Abgrenzung von den Begriffen des Zitats und der Anspielung entwickelt der Autor ein differenziertes Analysemodell, das die Vielfalt und Komplexität der beschriebenen intertextuellen Bezüge faßbar macht. Einheit und Zusammenhang der intertextuellen Bezüge in “Stine” sieht der Autor in der Bedeutungsorganisation des Textes begründet. Er zeichnet nach, wie bestimmte Textelemente durch die Projektion vor dem Hintergrund der Prätexte semantisch überformt werden und sich so intertextuale Bedeutungen konstituieren. Auf dieser Ebene ergibt sich der Zusammenhang intertextueller Bezüge als durchgängige intertextuale Lesart der im Roman erzählten Geschichte. Die Ausführungen zur intertextualen Bedeutungskonstitution behandeln einen in der Intertextualitätsforschung bisher stark vernachlassigten Gegenstand. Sie führen über die Grenzen des strukturanalytischen Ansatzes hinaus und entwickeln Grundzüge einer intertextualen Hermeneutik. Der Autor Thomas Grimann studierte an der Universität Heidelberg Germanistik und Geschichte. Er promovierte 1998 mit der vorliegenden Arbeit.