Daniel Müller-Nielaba

Die Nerven lesen

Zur Leit-Funktion von Georg Büchners Schreiben

Erscheinungsdatum: 01.11.2001, 154 Seiten ISBN: 978-3-8260-2007-0
Fachgebiet:

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Beschreibung

“Die einfachsten Formen”, heißt es in Georg Büchners Zürcher Habilitationsvortrag, “leiten immer am Sichersten, weil in ihnen sich nur das Ursprüngliche, absolut Notwendige zeigt”. Büchners Bemerkung zur Leit- und Zeige-Funktion unterschiedlicher “Formen” von Schädelnerven ist eine Feststellung, bei der sich das “Leit”-Problem, als das Thema dieser Büchner-Studie, in nuce dargestellt findet. Es geht um die Frage des “Leitens”, und es geht zugleich – umsomehr als es sich bei dem fraglichen Gegenstand um die Nerven, um die Leiter schlechthin also jeden Wahrnehmens handelt – um ein “Sich”-Zeigen des zu Leitenden, um eine Selbstvermittlung, um ein “Sich”-Leiten des “Notwendigen”. Im Nerv zeigt sich für Büchner die Form eines Organs, das geeignet ist, zugleich Bedeutendes, Bedeutetes und (unbeteiligtes) Medium eines Bedeutungstransfers zu sein. Büchner – so erweist die Studie – betrachtet als Physiologe die Nerven in einer ganz spezifischen Art: ‘lesenderweise’. Wenn dies aber zutrifft, wenn der Wissenschaftler hier die Nerven tatsächlich liest, dann muss die Frage gestellt werden, ob und wie er denn als Dichter die Nerven schreibt. Damit liegt auch auf der Hand, dass jene “Leit-Funktion”, von der der Titel der Studie spricht, nicht bloß als ein Analysandum zu bedenken bleibt, sondern gleichzeitig als das Medium der Analyse: als ein Leiter im Gegenstand und als Leiter des Gegenstandes der literaturwissenschaftlichen Betrachtung. Das Lesen von Büchners Schreiben – und ergänzender weiterer Texte – wird hier in der Weise einer punktuellen Erkundung einzelner “Formen” in den Schriften, als eine Sichtung von Leit-Passagen, von spezifischen Nerven-Regionen in den jeweils betrachteten Werken praktiziert. Der Autor Daniel Müller Nielaba ist Privatdozent für neuere deutsche Literatur an der Universität Lausanne; zurzeit lehrt er am Fachbereich Literaturwissenschaft der Universität Erfurt. Monographien zur Sprachphilosophie Nietzsches und zum Toleranzverständnis Lessings (Die Wendung zum Bessern, K & N, 2000).Veröffentlichungen zur deutschen Literatur, Ästhetik und Philosophie des 18. bis 20. Jahrhunderts, sowie zu Problemen der allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft.

Zusätzliche Information

Gewicht0,262 kg
Größe15 × 23 cm (B × H)
Seiten154
Erscheinungsdatum01.11.2001
ISBN978-3-8260-2007-0   //   9783826020070
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Müller-Nielaba, Daniel