Beschreibung
Welche Rolle spielt der kulturelle Kontext für unser Verstehen? Inwiefern ist er für das Verstehen einer fremden Kultur oder einer anderen Literatur von Relevanz („kulturdifferente Lektüre“)? Was charakterisiert einen literarästhetischen Text und wie kann ihm Rechnung getragen werden? Was sind die praktisch-ethischen, aber auch politischen Voraussetzungen für kulturellen Pluralismus? Und welche Probleme sind mit der (Fremd)sprachlichkeit, dem Übersetzen und der Logik für interkulturelles Verstehen aufgeworfen? Die Studien in diesem Bande sind allesamt interdisziplinär ausgerichtet und bewegen sich zwischen Fragestellungen, die kulturwissenschaftlich, literaturtheoretisch bzw. literaturwissenschaftlich, aber auch genuin philosophisch sind. – In einer Auseinandersetzung mit u.a. der „Interkulturellen Germanistik“ wird diskutiert, ob die These vom ‚Primat des Kontextes vor dem Text‘ für die Interpretation literarischer Texte richtig sein kann und was sich bei unterschiedlichen Kulturkontexten konkret für die literaturwissenschaftliche Interpretationspraxis ergibt. Darüber hinaus wird zu zeigen versucht, daß das Verhältnis von Unsagbarem und literarischer Sprachwerdung, von poetischer Produktion und immanenter poetologischer Textreflexion auf die Möglichkeiten und Grenzen literarischer Sprachlichkeit als Thema der Literatur zumindest für F. Kafkas Landarzt-Prosa charakteristisch ist. – Im Anschluß daran steht zur Diskussion, worin die Konturen eines interkulturell tragfähigen Begriffes menschlicher Würde bestehen und warum die Menschenrechte als Bedingungen kultureller Pluralität – und damit auch des interkulturellen Verstehens sowie Literaturverstehens – angesehen werden können. In den weiteren Untersuchungen geht es um die Fragen, inwiefern es sich bei einer Übersetzung um einen (unabschließbaren) Prozeß der Semiose und interlingualen Sinnverständigung handelt, aber auch, was es heißt, Kultur als Mediensystem aufzufassen und in welcher Weise die Grundprinzipien der Logik für interkulturelles Verstehen von Relevanz sind.