Beschreibung
Wie entsteht poetische Fiktionalität? Die Studie über Theodor Fontanes “L’Adultera” beschäftigt sich mit dieser Fragestellung, indem sie nicht das Textualisierungsergebnis, sondern vielmehr die Rekonstruktion des Textualisierungsprozesses auf der Grundlage der umfangreichen handschriftlichen Überlieferung in den Mittelpunkt stellt. Mit Hilfe der textgenetischen Analyse wird der Schreibprozeß von den außerliterarischen Anregungen bis zur ersten Buchausgabe nachvollzogen. Es wird gezeigt, wie sich aus den vielfältigen Schreibprozessen – Sammeln, Konzipieren, Entwerfen, Aufschreiben, Abschreiben, Überschreiben und Revidieren -, allmählich die Erzählprozesse herausbilden: die Konstitution der Erzähler- und Figurenebene sowie der Aufbau mehrdeutiger Sinnschichten. Die äußere Entstehungsgeschichte, Fontanes Arbeitsweise und die Genese der Romanstruktur, des Romantitels und des Kapitels “Unter Palmen” stehen im Zentrum der Arbeit. Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit den Editionsprinzipien der großen Fontane-Ausgaben folgt im zweiten Teil eine textgenetische Dokumentation der zugrundegelegten Handschriften. Die Autorin Gabriele Radecke, geb. 1967, nach der Ausbildung zur Buchhändlerin Studium der Germanistik, Politik- und Rechtswissenschaft in Mainz; 1995 Magister; 1996-2000 Doktorandin im Graduiertenkolleg “Textkritik” der Universität München; 2000 Promotion mit der vorliegenden Arbeit. Mitarbeiterin der Großen Brandenburger [Fontane-] Ausgabe; Mitglied des Vorstandes der Theodor Fontane Gesellschaft. Zur Zeit Postdoktorandin im Graduiertenkolleg “Textkritik”.