Beschreibung
Die Untersuchung versucht zu klären, ob das von Michail Bachtin beobachtete Phänomen einer Karnevalisierung von Literatur in deutscher Gegenwartsliteratur bemerkbar ist. Um überprüfen zu können, ob ‚Karnevalisierung’ für die Literatur der letzten fünfzehn Jahre ein fruchtbares Interpretament ist, wird die Merkmalsmenge auf eine Minimalkonfiguration entsprechender Gestaltungsmittel reduziert. Die geschichtliche Rückbindung von Motiv, Stoff und ästhetischer Gestaltung erlaubt es, hinter Bachtins Eingrenzungen zurückzugehen. Literarästhetische Möglichkeiten des Karnevalesken werden auf der Ebene tradierter Stoffe und Motive, anhand ritueller Strukturen und in Sprache sichtbar. Außenseiter treten auf, werden seitens der Gemeinschaft zum Zweck kollektiven Selbsterhalts in reterritorialisierenden Bewegungen eingeholt. Situationen materieller Verausgabung, rhetorische und stilistische Verwerfungen kommen ebenso zur Darstellung wie Brüche mit konventionellem (literarischem) Sprachgebrauch. Wegen struktureller Übereinstimmung vermögen Ritual wie auch Karnevalisierung verschiedene Gegenstandsbereiche in einen formalen Zusammenhang zu bringen und sie einem bekannten Ordnungsaspekt zuzuweisen. Die Karnevalisierung eines Textes strebt keine Auflösung geläufiger Konventionen an. Was geschieht, ist eine zeitweilige Entgrenzung dieser Konventionen. Im Text kommt es massiert zur Austragung von Ambivalenzen, deren Wirkungsweise die Vereindeutigung von Sinn, etwa durch eine auktoriale Erzählerinstanz, nicht zuläßt. Der Autor Markus Symmank, geboren 1971, studierte Literaturwissenschaft, Germanistik und Internationale Zusammenarbeit in Aachen, Amsterdam und Oslo. Tätigkeiten als Lektor in Trondheim und Krakau. Promotion an der Universiteit van Amsterdam mit dieser Arbeit.