Beschreibung
Die Philosophie des René Descartes (1596-1650) steht zur Zeit nicht hoch im Kurs, macht man sie doch verantwortlich für eine Geisteshaltung der Beherrschung und Ausbeutung der Natur, eine unsägliche Trennung von Körperlichem und Geistigem und eine illusorische, weil uneinlösbare Philosophie, die in der Metaphysik die Wurzel allen wissenschaftlichen Agierens erblicken wollte. Wer ein solch hartes Urteil über die Philosophie des Descartes fällt, bekämpft jedoch eine Deutung der Cartesischen Philosophie, die sich von dieser Philosophie selbst her als Illusion entlarven läßt. Zuletzt ist nämlich der Widerstreit, innerhalb dessen Descartes theoretische Orientierung zunächst für sich selbst und dann für die Forschergemeinschaft insgesamt hatte schaffen wollen, läßt sich historisch illustrieren als ein Zwischen-Sein zwischen Scholastik und der neuen Physik Galileis, die Descartes beide ablehnt: die erste, weil sie veraltet ist und sinnlos-weltfremde Subtilitäten traktiert, die letztere, weil sie ohne Fundament arbeitet. So sinnlos die Cartesische Physik in ihren Einzelheiten heute erschienen mag, so sinnvoll ist es – das ist die These der Arbeit – sich das Programm des René Descartes in Erinnerung zu rufen, und zwar gerade in unserer Zeit, in der sich die Physik anschickt, eine neue Scholastik zu werden – ein Zustand, der mit den kritischen Mitteln jener, die Descartes für Mißstände der Moderne verantwortlich machen, nicht sinnvoll und erfolgreich behoben werden kann, sondern nur durch eine auf der Lektüre dieser Philosophie selbst basierenden rekonstruktiven Interpretation. Der Autor Christian Wohlers studierte Philosophie in Hamburg bei Christos Axelos und Wolfgang Bartuschat und ist im bürgerlichen Leben freier Musiker und Musiklehrer. Im Verlag K&N veröffentlichte er bisher ,Kants Theorie der Einheit der Welt’ (2000).