Beschreibung
Das Werk Sören Kierkegaards ist wesentlich durch das Phänomen der Verzweiflung geprägt und findet seinen Höhepunkt und Abschluß im anthropologischen Theorem seiner Schrift Die Krankheit zum Tode: Jeder Mensch ist verzweifelt. Die vorliegende Untersuchung ist um eine werkchronologische Rekonstruktion der Genese und Entfaltung des vieldiskutierten Verzweiflungsbegriffs bei Kierkegaard bemüht, wobei der Titel “Vom Zweifel zur Verzweiflung” programmatische Bedeutung hat. Es wird der Nachweis geführt, daß in dem unveröffentlichten Fragment Briefe eines jungen faustischen Zweiflers Ausgangspunkt und Problemstellung des Werks Kierkegaards begegnet: Das “faustische” Individuum – Sinnbild der neuzeitlichen Philosophie – , der moderne Mensch, der mit Hilfe des methodischen Zweifels versucht, autonom zur absoluten Wahrheit vorzudringen. Da für Kierkegaard die gesuchte Wahrheit immer die großen anthropologischen Fragen einschließen muß, diejenigen, die die menschliche Existenz – ihr Woher, Wozu und Wohin – betreffen, ist das “faustische” Projekt von vornherein zum Scheitern verurteilt: Nur in der Offenbarungsreligion ist eine absolute Antwort auf die menschliche Existenz gegeben. Der Weg des Zweifels, der – aus dieser Vorgabe ausbrechend – eine Alternative zu entdecken sucht, führt zwangsläufig in die Verzweiflung. Kierkegaard setzt damit den philosophischen Bemühungen der Neuzeit eine strikte Absage in Form eines radikalen Entweder-Oder entgegen: Es gibt nur zwei Möglichkeiten der Wahrheit für den Menschen: Entweder diejenige, die im Glauben liegt, oder aber diejenige des Zweifels und der Verzweiflung. Die Autorin Studium an der Universität Koblenz-Landau (Abt. Koblenz) von 1986 bis 2001; Lehramt an Realschulen; Erste und Zweite Staatsprüfung; Promotion in Philosophie, Evangelische Theologie und Erziehungswissenschaft (Nebenfächer); seit dem Wintersemester 2000/2001 Lehrauftrag am Seminar für Philosophie der Universität Koblenz-Landau, Abt. Koblenz.