Beschreibung
Der Titel der Arbeit nimmt bezug auf Walter Benjamins Herzklopfen auslösende abendliche Lektüre von Louis Aragons Pariser Bauern. In diesem Hauptwerk des französischen Surrealismus begibt sich Aragon an den für Benjamin zentralen und sein Hauptwerk – Das Passagen-Werk – anregenden Ort des 19. Jahrhunderts: die Pariser Passagen. Am Ende der Passage de l’Opéra, in der Aragon seinen Pariser Bauern flanieren läßt, befindet sich das Théâtre Moderne, jenes Varieté und Kabarett, in dem die Moderne ihren feierlichsten Abgesang erlebt und das Benjamin aufs Tiefste bedauert nicht gekannt zu haben. Der Autorin dient das Théâtre Moderne als Rahmenbild und Bühne, auf der sie ihre „Helden“ / Figuren (Hamlet mit Lacan, Baudelaire mit Benjamin, Ödipus und Antigone mit Freud und Lacan, Moses mit Freud, Aragons Pariser Bauern, Bretons Nadja) in einer Geschichte der differentiellen Wiederholungen als Träger eines spezifisch modernen Gedächtnisses exponiert und dekonstruiert. Unter der Perspektive poststrukturalistischer und neuester psychoanalytischer Theorien (bes. US-amerikanische Traumatheorie: Shoshana Felman, Cathy Caruth) wird der Versuch einer Neubeschreibung der Moderne unternommen. Im Geiste des Théâtre Moderne durchdringen sich in den verschiedenen Einzelanalysen der „Helden“ literaturtheoretische, psychoanalytische und kulturkritische Verfahren. Leitkategorien dieser sich selbst subvertierenden Lektüren der unheimlichen Moderne sind: Schock und Trauma, Phantome und Phantasmen, Heimsuchung, Unheimlichkeit und Verdopplung. Die Autorin Susanne Kaufmann studierte Germanistik, Anglistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Bonn und an der University of Oxford. Ihre mit diesem Buch vorliegende Dissertation wurde wesentlich inspiriert durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Yale University, wo sie die Gelegenheit hatte, an Seminaren über Traumatheorie und lacanscher Psychoanalyse bei Shoshana Felman teilzunehmen.