Beschreibung
‚Land ohne Aufklärung’ und ‚Epoche ohne Roman’ – diese beiden Axiome waren mitverantwortlich für eine erst seit den 1980er Jahren zur Diskussion gestellten Marginalisierung des spanischen Aufklärungsromans. Erarbeitet werden in dieser Untersuchung zunächst die Besonderheiten der spanischen Aufklärung und des Romans dieser Zeit sowie der Überblick über die zeitgenössische Geschlechterdebatte, bei dem nicht zuletzt auch Positionen schreibender Frauen vorgestellt werden. Zudem wird der Frage nachgegangen, in welchem Maß sich im spanischen 18. Jahrhundert trotz restriktiver Traditionen und Rechtsverhältnisse ein Mentalitätswandel vollzogen hat, der adeligen oder bürgerlichen Frauen in einer bedingten Öffentlichkeit Handlungsräume zugestand. Darauf aufbauend erfolgt im Hauptteil anhand fünf ausgewählter Prosatexte die Analyse der literarischen Geschlechterentwürfe. Dabei steht das bekannteste Romanbeispiel (José Cadalsos Cartas Marruecas) neben bislang vernachlässigten Romanen (Pedro Montengóns Eudoxia, hija de Belisario, José Mor de Fuentes’ La Serafina und Luis Gutiérrez’ Cornelia Bororquia). Mit in die Interpretation einbezogen wird ferner eine bisher von der Forschung noch nicht behandelte Novelle (Clara Jara de Sotos El Instruido en la Corte y Aventuras del Estremeño), die obendrein ein wichtiges Zeugnis weiblichen Schreibens aus dieser Zeit ist. Die Autorin Elena Kilian studierte Romanistik und Kommunikationswissenschaft. 2001 promovierte sie an der Universität Augsburg mit der vorliegenden Arbeit. Neben ihrem dortigen Lehrauftrag arbeitet sie derzeit als freie Texterin.