Beschreibung
Als Land der ,theatralischen Geste’ hat Cioran Frankreich bezeichnet und damit den formbewußten, repräsentativen Ausdruck der Leidenschaften gemeint. Im Kontrast zum idealistisch grundierten Pathos der Deutschen scheint bei den Franzosen, seit Descartes, eine Verbindung von Rationalismus, Psychologie und rhetorischer Emphase zu dominieren: eine Hypothese, der historisch nachzuspüren ist. Pathos der Vernunft, der Freiheit, der Nation: wie gewinnt es Gestalt in Literatur und Malerei, aus männlicher und weiblicher Perspektive? Und welcher Formen bedient sich, opponierend, das Anti-Pathos? Wie pathetisch kann Satire sein ? Albrecht Betz: Französisches Pathos – pathetische Franzosen? – Marc Fumaroli: Pathos oder Ethos: die französischen Leidenschaften – Jürgen Grimm: “Des Herrn Auge…” Pathos als Mittel der Instrumentalisierung und Subversion im Theater des Hochabsolutismus – Milovan Stanic: Konstruktion des Pathetischen in der französischen klassischen Kunst – Sergio Paulo Rouanet: Das Pathos am Kult der Vernunft – Marie-Claire Hoock-Dermarle: Das Weibliche Pathos der Revolutionszeit: eine Entdeckung oder eine Erfindung? – Annie Le Brun: Ich bin nicht tröstend, ich bin wahr – De Sades Radikalität gegenüber dem Pathos – Nelly Feuerhahn: Pathetisches und Pathos in Karikatur und satirischer Zeichnung nach der Julirevolution – Winfried Wehle: Schweigen gebietend. Von ästhetischer Widerrede gegen rationale Behauptungen Chateaubriand, Baudelaire – Werner Hofmann: Maler im Garten Eden – Jean Pierre Lefebvre: Pathos, eine deutsch-französische Chimäre: zu Karl Marx’ 18 tem Brumaire – Daniel Mollenhauer: Zu Selbstverständnis und -inszenierung der Dritten Republik – Henning Krauß: Zur Lyrik der Résistance Der Herausgeber Albrecht Betz lehrt Literaturgeschichte in Aachen (RWTH) und Paris. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen und französischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Mehrere Gastprofessuren. Die französische Übersetzung von “Exil und Engagement. Deutsche Schriftsteller im Frankreich der dreißiger Jahre” wurde 1991 in Paris mit dem “Prix de l’Assemblée Nationale” ausgezeichnet.