Beschreibung
Seit dem Zerfall der großen metaphysischen Gewißheiten zu Beginn der Moderne ist Sicherheit ein Dauerthema, das heute eine neue Qualität gewinnt: Orientierungslosigkeit und Sinnverluste gelten als Begleiterscheinungen des beschleunigten Wandels von Lebens- und Arbeitsformen, die auf einen veränderten Umgang mit Sicherheitsbedürfnissen drängen. Die Studien verfolgen die Diskurse über Sicherheit und Gewißheit an den großen Wandlungsschwellen der europäischen Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart. Systematisch analysiert werden Ansätze zur Herstellung individueller wie gesellschaftlicher Stabilität. Dabei erweisen sich im Bildungsdiskurs Konzepte wie das lebenslange Lernen und die gemeinschaftliche Erziehung zu Grundwerten, aber auch die Förderung von Identität und Selbst als wirkungsmächtige Strategien zum Aufrechterhalt und Durchsetzen von Macht. Ihnen gegenüber wird eine skeptische Wende in der Auseinandersetzung mit dem Problemkreis Sicherheit vorgeschlagen: Unter Berücksichtigung der gesteigerten Bedürfnisse nach Verläßlichkeit und Halt steht mit dieser Neuformulierung ein dritter Weg zur Diskussion, der sich widerständig gegenüber der Gewohnheit verhält, den Umgang mit Kontingenz auf die tradierten Alternativen von Unsicherheitsbeherrschung oder Fatalismus zu reduzieren. Die Autorin Andrea Liesner, Jg. 1967, Studium der Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft. Stipendiatin am Kulturwissenschaftlichen Institut des Landes NRW in Essen, Promotion in Systematischer und Historischer Pädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal. Derzeit Assistentin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.