Beschreibung
Mit Newtons Revolutionierung der Naturbeobachtung löst sich das Antlitz der Natur vom Gegenstand der Beobachtung, deren “Mechanik”, ab, und es macht sich das Schöne als eigener Bereich, getrennt von dem des Erkennens, bemerkbar. Kants “Analytik des Schönen” mißt diesen neu sich bildenden Bereich aus und führt zur Entdeckung einer unmittelbaren Verbindung der Betätigung unserer Auffassungskräfte mit der Empfindung von Lust. Das rührt an die Grundlagen der Theorie der Urteile, die für Kant längst fest gegründet zu sein schien. Der Erschütterungen wird er dank der strengen Anlehnung der “Analytik” an die “Urteilstafel” im ganzen Ausmaß gewahr. Kants Hinweis, er habe die Exposition des Urteils über das Schöne nach Anleitung der logischen Funktionen in Urteilen vorgenommen, wurde bislang von der Forschung als nicht wirklich nachvollziehbar eingeschätzt. Der Autor zeigt, dass es sich um eine präzise Auskunft handelt und weist die Präsenz der Urteilstafel in der Analytik des Schönen nach. Das Verfahren führt zu neuen Einblicken in die Kohärenz von Kants Bestimmungen des Schönen. In den Ästhetikdiskussionen abgenutzte Theoreme scheinbar Kantscher Herkunft gewinnen an Dichte und Reichtum zurück, indem sie sich wechselseitig erhellen und ihre innere Zusammengehörigkeit kundtun. Der Autor Gregor Häfliger, 1947 geboren, in Luzern aufgewachsen, studierte Philosophie in Tübingen und promovierte dort mit einer Arbeit über Georges Bataille. Lebte 20 Jahre in Japan, tätig an Universitäten, zuletzt an der Kwansei Gakuin University als Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Kunst-Philosophie. Seit Frühjahr 2000 in München.