Beschreibung
Die Untersuchung der vielfältigen Bezüge zwischen Karl Kraus’ Fackel und den Schriften Theodor W. Adornos bildete zwar seit langem ein Forschungsdesiderat, doch bislang war weitgehend unbekannt, wieviel die Kritische Theorie der Krausschen Kulturkritik verdankt. Ein zentrales Interesse der Studie ist es, die produktiven Widersprüche im Denken beider herauszuarbeiten, ohne sie vorschnell als Aporien abzubuchen. Anhand ausgewählter Texte zur Kritik der instrumentellen Sprache, der Beherrschung äußerer und innerer Natur, der Massenmedien und des Nationalsozialismus wird gezeigt, daß der vielkritisierte Negativismus bei Kraus und Adorno, ihre intransigente Verurteilung des Falschen, gerade die aktualisierbaren Gehalte konstituiert. Denn die polemischen Übertreibungen der satirischen und der theoretischen Essays haben die hellsichtigen Erkenntnisse, etwa zur Verdopplung der Welt in den Medien und zum autoritären Charakter, erst ermöglicht. Der interdisziplinär angelegte Vergleich vermag es, den jeweiligen Rezeptionsclichés zu begegnen; tritt doch im Kontext der Kritischen Theorie der meist vernachlässigte sozialkritische Gehalt des sperrigen Werks von Karl Kraus ebenso hervor wie im Kontext der Fackel die historische Erfahrung, die den umstrittenen Kulturdiagnosen Adornos zugrundeliegt. Die Autorin Irina Djassemy studierte Germanistik, Politikwissenschaft, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte sie 2001 zum Dr.phil. Sie lebt und lehrt in Frankfurt am Main.