Beschreibung
Eine realistische Diskurstheorie der Moral beruht auf der Annahme, daß praktische Diskurse (einer bestimmten Art oder ,Sorte’) diejenige logische Arena markieren, auf der über die moralische Akzeptabilität von Handlungen oder Handlungsweisen zu entscheiden ist. Sie postuliert zudem und wesentlich einen Reziprozitätsparameter der ,Gültigkeit’ moralischen Handelns derart, daß die subjunktive Unterstellung der Allgemeinheit der faktischen Befolgung einer moralischen Norm entscheidende empirische Relevanz gewinnt: Ist diese Unterstellung in faktisch existierenden Sozialwelten moralischen Handelns nicht (hinreichend) erfüllt, kann, ja muß ,befolgungsgültiges’ moralisches Handeln von ,bloß’ gültigen Moralnormen abweichen. Gestützt auf Rekonstruktionen des kantischen Paradigmas und der nachkantischen, rezenten Modelle deontologischer Moraltheorie (J. Habermas; K.-O. Apel) entwickelt die Abhandlung (als ,Prolegomenon’) die Umrisse eines normativen Realismus, der sämtliche logischen Bereiche der Idee diskursiv ;gestützten’ moralischen Handelns grundlegend prägt. Es zeigt sich zudem, daß eine derartige Moraltheorie ,transzendental’ nicht begründet werden kann, da die Konzeption der ,Befolgungsgültigkeit’ moralischen Handelns eine derartige Rechtfertigung nicht zuläßt. Der Autor Marcel Niquet (geb. 1954). 1995 Habilitation für Philosophie, Universität Frankfurt/M., Privatdozent am Institut für Philosophie der J.W. Goethe-Universität.