Beschreibung
Die Studie beleuchtet die literarischen Familienmodelle in den Dresdener Novellen, einem idealen Blickwinkel für die Literatur der Biedermeierzeit, in der sowohl der bürgerliche Häuslichkeitskult wie auch das Reisefieber der Zeitgenossen kulminierten. Es werden (inter)nationale Querverbindungen zu zeitgenössischen literarischen Lebensformen (Goethe, die Jungdeutschen u. a.) wie auch zur Gegenwartsliteratur (Zoë Jenny u. a.) gezogen. (Kultur-)Geschichtliche und soziologische Aspekte brechen sich in einem Prisma, nämlich der Familie. Im Brennpunkt des Bandes steht das Bürgerlichkeitsdenken des späten Tieck, die bürgerliche Sozialethik als Familienideal, das Leitmotiv des Patriarchalismus, der Wandel vom Ganzen Haus zur Kleinfamilie, aber auch Gegentendenzen wie Autonomiebestrebungen des Einzelnen, transparent zum Beispiel in Tiecks Figur der “poetischen Amazone” Vittoria Accorombona. Mikrokosmos Familie und Makrokosmos Staat, die neue Familienideologie und Staatsphilosophie durchdringen und bedingen einancher, was sich auf der Metaebene ,Revolution’ im Vater-Sohn-Konflikt (“Der Aufruhr in den Cevennen”) manifestiert. Tiecks Novellistik, mit welcher der Kritiker und Dichter an der zeitgenössischen Reformdiskussion partizipiert, kreist stets um die evolutionäre Standesannäherung von Adel und Bürgertum und somit letztendlich um ein kulturpolitisches Konzept, das besonders von den Opponenten der Französischen Revolution für Deutschland gepredigt wurde. Die Autorin Studium der Neueren Dt. Literaturwissenschaft, Amerikanistik und Volkskunde an der Universität Augsburg; Promotion bei Prof. Helmut Koopmann.