Beschreibung
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung der Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich für die Begründung sowohl des theoretischen als auch des praktischen Gebrauches der reinen Vernunft. Die Hypothese ist, daß Kant, indem er einen doppelten Gebrauch der reinen Vernunft rechtfertigen will, auf die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich rekurrieren muß, der er selbst verschiedene Bedeutungen gibt, je nachdem, ob er sich dem einen oder anderen Gebrauch zuwendet. Dies ist der Grund dafür, daß er zentrale Begriffe dieser Unterscheidung, wie Ding an sich, Noumenon und transzendentaler Gegenstand, zweideutig verwendet. Trotz dieser Zweideutigkeit läßt der kantische Text die Interpretation zu, daß die Rechtfertigung der theoretischen Vernunft innerhalb der Kritik der reinen Vernunft (KrV) durch die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich einen leeren Raum für die spätere systematische Begründung der praktischen Vernunft erhalten muß. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile und besteht insgesamt aus acht Kapiteln. Im ersten Teil wird die Rezeptionsgeschichte der Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich des letzten Jahrhunderts in der deutschen (Cohen, Cassirer, Wundt, Martin, Adickes und Prauss) und in der angloamerikanischen Sekundärliteratur (Allison) rekonstruiert. Im zweiten Teil wird diese Unterscheidung in der KrV, insbesondere anhand der Stellen B 294-315 und der “dritten Antinomie”, analysiert. Im dritten Teil wird die Begründung der Moralität innerhalb der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) und der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) im Zusammenhang mit der Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich erörtert. Der Autor Claudio Almir Dalbosco, geb. 1964 im Tapejara/RS-Brasilien; Abschlußstudium an der Universidade de Passo Fundo (Brasilien, 1990); Magisterarbeit an der Universität PUCRS (Brasilien, 1996); Promotion an der Universität Gesamthochschule Kassel (Deutschland, 2001). Veröffentlichungen: Transcendental Idealismo em Kant, Passo Fundo 1996. Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden.