Beschreibung
Die Suche in Form einer Lebensreise ist in der erzählenden Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland und Großbritannien ein wiederholtes Grundmuster, besonders in Texten mit poetologischem oder religiösen inhalt. Aber beruhen die Gemeinsamkeiten ausschließlich auf diesem alten Thema? Obwohl die untersuchten Texte wie Novalis’, Heinrich von Ofterdingen und Karl Mays, Ardistan und Dschinnistan ideologisch und poetisch aus sehr verschiedenen Zusammenhängen stammen, erscheinen die gleichen Textstrukturen, Landschaftsmotive und Handlungsschemata. Diese Beobachtung führt zu der These von einer gemeinsamen Motivstruktur solcher Texte, die sich durch Säkularisierung aus der frühneuzeitlichen Pilgerallegorie herleiten läßt. Die komparatistische Untersuchung betrachtet die strukturellen Ähnlichkeiten und Unterschiede in drei Schritten: Nach dem Vergleich von vier Pilgerallegorien (St. Brandans Meerfahrt; Comenius, Labyrinth dieser Welt; Bunyan, Pilgrim’s Progress) in Bezug auf die Struktur ihrer Reisemotive wird daraus eine gemeinsame Motivstruktur erstellt. Die Autorin Dörthe Schilken studierte in Gießen Germanistik, Musikwissenschaft, Mittlere Geschichte und Neuere Englische Literatur. Seit 1999 ist sie DAAD-Lektorin an der Universität Oxford.