Beschreibung
Ausgangsmotiv der Untersuchung ist die Überzeugung, daß nicht zuletzt die gegenwärtige Diskussion um die Möglichkeiten menschlicher Selbstmanipulation und -reproduktion erneut und in einer “grundsätzlichen” Weise die Frage nach dem Menschen einfordert. Allerdings kann die Philosophie hier nicht die modernen Humanwissenschaften, insbes. die Psychoanalyse, übergehen; zumal dann, wenn sie, wie im Falle von H.-E. Richters These vom “Gotteskomplex” (entspr. seiner gleichnamigen Edition) sich selber als philosophische Anthropologie versteht und dabei eine philosophiegeschichtlich angesetzte Kritik am neuzeitlichen Anthropozentrismus aus sozial- und kulturpsychologischer Sicht bietet. Andererseits hatte schon Kant gleichzeitig mit seiner Autonomiebegründung unmißverständlich darauf aufmerksam gemacht, daß die Anthropologie weder an der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen des Wissens, noch an der metaphysischen und vor allem der religiösen Frage vorbeikommt. Das ist auch bei Richter nicht anders, wenngleich in eher kritisch-negierender Form. Die Untersuchung greift dies, ihrerseits in kritischer Auseinandersetzung mit Richters Grundthese, auf, einschließlich des von ihm verwendeten psychoanalytisch-‘genetischen’ Verfahrens und setzt entsprechend drei Schwerpunkte, die nun aber mehr der hermeneutisch-interpretativen Methode folgend jene Bereiche gegen Richter selber zu Wort bringen: 1. mit Descartes und Nietzsche, die auch für Richter eine denkgeschichtlich zentrale Rolle spielen – 2. im “Rückblick” auf die Lebenserfahrung des antiken Mythos als “Wiege” des abendländischen Menschentums – 3. In Reflexion über die christliche Weltanschauung und was sich aus ihrer Grundbotschaft an prinzipiellen Einblicken in die menschliche Natur ergibt. Die Autorin Annemarie Piller studierte Philosophie, Theologie, Lehramt RS in Regensburg, Bayreuth u. München, als RSL tätig in Parsberg, promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Regensburg.