Beschreibung
Mit der Untersuchung von Modellen der Geschlechterbeziehung in utopischen Romanen männlicher Provenienz wird einem Forschungsdesiderat entsprochen, da bisher vorrangig weibliche Entwürfe analysiert wurden. Zentrales Anliegen des vorliegenden Buches ist es, anhand von Utopien aus verschiedenen Nationalliteraturen sechs archetypische Muster des Geschlechterverhältnisses zu beleuchten. Das geschieht nach Kriterien der Gender Studies. In den ausgewählten Werken hat man von hierarchischen oder gleichrangigen Beziehungen zwischen den Geschlechtern auszugehen. Ungleichheit ist dargestellt in Johann Gottfried Schnabels patriarchalischer Insel Felsenburg und Gerhart Hauptmanns matriarchalischer Insel der großen Mutter. Als egalitär erweisen sich Konstellationen wie die von natürlicher Freiheit ohne Herrschaft, veranschaulicht in Denis Diderots Supplément au voyage de Bougainville, wie der Mißbrauch von Herrschaft in Jevgenij Zamjatins Wir sowie die Überwindung von Herrschaftsansprüchen in Ernest Callenbachs Ecotopia. Als Sonderform gilt die Aufhebung der Geschlechterdifferenz durch Androgynität im exotischen Entwurf Gabriel de Foignys La terre australe connue. Die Analyse der philosophischen und soziologischen Aspekte der Romane führt zu Erkenntnissen über geschlechtsspezifische Sichtweisen der Autoren. Dabei werden progressive Ansätze im Diskurs einer eingehenden Betrachtung unterzogen, was zu einer Schlußfolgerung über die wahre Sicht der Schreibenden führt. Die Autorin Ulrike Rotmann studierte Komparatistik, französische und italienische Philologie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.