Beschreibung
Mit diesem Buch wird die erste umfassende Studie zum Thema Prenzlauer Berg und Staatssicherheit vorgelegt. Zum ersten Mal seit den Stasi-Debatten Anfang der neunziger Jahre werden hier bislang unbekannte Stasi-Akten der in den Untergrund eingeschleusten Informanten beleuchtet und mit liebgewonnenen Mythen aufgeräumt. Nach der Enttarnung der beiden hochrangigen Spitzel im Prenzlauer Berg reichten die Anschuldigungen von der Aushöhlung von innen, über die Simulation und Steuerung der Literatur bis hin zum Vorwurf der Entpolitisierung. Durch eine detailreiche Lektüre der gesamten Akten geht die Studie der Frage nach, was die Staatssicherheit mit der Strategie der Unterwanderung bezweckt hat und tatsächlich bewirken konnte. Durch die Akten und autobiographische Zeugnisse der IM wird es nunmehr möglich, den Habitus der Informanten, ihre Einstellung zur Macht und zum Untergrund und die beabsichtigten und unbeabsichtigten Wirkungen ihres Handelns zu untersuchen. Die Stasi-Akten zeichnen die heimtückische alltägliche Kunst des Verrats auf: wie sie bei den illegalen Lesungen und Zeitschriftenprojekten wie auch bei unverfänglichen Streitigkeiten unter Freunden wirksam wurde. Wie die Lyrik der IM bieten die Stasi-Dossiers erhellende Einblicke in die seelischen Abgründe der Stasi-Agenten, in ihre eingeübten Verstellungskünste und ihre heimlichen Machtphantasien. Das Lehrstück Prenzlauer Berg und Staatssicherheit erzählt die Geschichte der fatalen Verstrickung des Künstlers in den Machtapparat. Es ist die Geschichte des Verrats an dem Staat und an Freunden und die Geschichte des Verrats als hochartifizielle Kunst. Die Autorin Alison Lewis lehrt deutsche Sprache, Literatur und Kultur an der University von Melbourne, Australien.